Rousseaus Begriff der Selbstliebe

Die amour-propre beim Eintritt in die Gesellschaft. 

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    Einführung

    Rousseau zeichnet im 1. Teil seines «Diskurses über die Ungleichheit» den Menschen in seinem Naturzustand. Mithilfe dieses Naturzustandes versucht er den Menschen in seiner Ursprungsform zu zeigen und dessen natürlich veranlagten Eigenschaften klar heraus zu arbeiten. Denn erst anhand einer klaren Vorstellung von der Natur des Menschen, ist es ihm möglich die Frage zu beantworten, inwiefern der vergesellschaftete Mensch seine Natur veräussert oder sich von sich selbst entfremdet. Wie könnte er nämlich anders eine Kritik an der Gesellschaft ausüben, wenn ihm die Kenntnis der Natur und somit auch des Potentials des Menschen gänzlich fehlt? Erst wenn er weiss, was der Mensch ist und zu was er fähig ist, ist es ihm erlaubt zu behaupten, dass der aktuelle Zustand des Menschen, nicht sein gesamtes Potential ausschöpft und einer Änderung bedarf.

    Es gibt jedoch eine Eigenschaft des Menschen, die ihm erst zuteilwird, wenn er in die Gesellschaft eintritt: die amour-propre. Diese amour-propre löst diverse Verlangen im Menschen aus, wie z.B. das Streben nach Anerkennung, nach Wertschätzung und nach moralischer Achtung.

    Ich möchte in dieser Arbeit die Stellung, die Rousseau gegenüber dieser neu entstandenen Selbstliebe einnimmt, genauer untersuchen. Eine genaue Untersuchung der amour-propre ist meiner Meinung deshalb von grosser Wichtigkeit, weil zum einen aus ihr alle menschlichen Übel erwachsen, zum anderen sie aber unauslöschlich ist. Verhält sich Rousseau pessimistisch gegenüber der menschlichen Existenz? Schliesst er sich der christlichen Überzeugung vom unwiderruflichen Sündenfall an? Oder hat er nicht vielleicht doch ein wenig Hoffnung in den Menschen und zeigt uns sogar den Weg, der aus unserer miserablen Lage herausführt? Ich werde zeigen, dass die letzte Frage, die Einzige ist, die affirmativ zu beantworten ist.

    Bevor ich nun aber zu zeigen versuche, dass Rousseaus Sozialtheorie trotz seiner heftigen Kritik an der zeitgenössischen Gesellschaft, die menschliche Existenz nicht als eine notwendig pathologische begreift, werde ich mir erstmal einen Überblick über die natürlichen Eigenschaften des Menschen verschaffen.

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