Von  Rafael Ferber

Was ist plausibler? - die Existenz Gottes oder die Nichtexistenz Gottes?

Ebenso wie der Ausdruck «Existenz» ist auch der Ausdruck «Gott» mehrdeutig. Wir können darunter eine Person oder ein letztes Prinzip oder aber beides, d. h. sowohl eine Person als auch ein Prinzip, verstehen.

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    Professor Rafael Ferber von der Universität Luzern beantwortete die Frage:

    Was ist plausibler - die Existenz Gottes oder die Nichtexistenz Gottes? (Artikel online) 

    Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zuerst die Begriffe, d. h. die Bedeutung der Ausdrücke, «Existenz» und «Gott», klären. Erst nach dieser Klärung wissen wir, wonach wir fragen. Beide Ausdrücke sind nämlich mehrdeutig.

    Hinsichtlich der Bedeutung des Ausdrucks «Existenz» können wir zwischen realer und semantischer Existenz unterscheiden. Reale Existenz ist eine durch Sinneserfahrung belegbare Existenz, die auch kausal wirksam ist. So ist etwa das Morgenrot sichtbar und wirkt auf unsere Augen. Allerdings würden die meisten unter uns im Morgenrot, griechisch Eos, heute nicht mehr wie Homer eine Göttin, nämlich die Göttin mit dem Namen Eos, sehen.

    In der semantischen Existenz dagegen wird die Bedeutung von Wörtern selber zum Gegenstand, worüber wir sprechen. So haben für die meisten von uns die Götter der griechischen Mythologie wie etwa die Göttin Eos keine reale, sondern nur eine semantische Existenz. Eos ist für uns aber nicht mehr eine reale Göttin. Ebenso wie der Ausdruck «Existenz» ist auch der Ausdruck «Gott» mehrdeutig. Wir können darunter eine Person oder ein letztes Prinzip oder aber beides, d. h. sowohl eine Person als auch ein Prinzip, verstehen.

    Für die sogenannten abrahamitischen Weltreligionen – d. h. Judentum, Christentum und Islam – ist Gott eine Person, die sich in einer Schrift, dem sogenannten Alten Testament, der Bibel und dem Koran, offenbart hat. Für die Philosophie dagegen ist Gott ein Prinzip oder ein Grund, auf den die menschliche Vernunft, d. h. die menschliche Fähigkeit zur Begründung, als letzten Grund oder letztes Prinzip stösst. Freilich kann dieses letzte Prinzip auch personale, z. B. geistige Züge aufweisen. Mit der Übernahme von philosophischen Überlegungen durch christliche Theologen wie Augustinus ist nun der Gott der Bibel, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs mit dem Gott der Philosophen in eine Synthese zu bringen versucht worden. Unsinnliches Prinzip Das letzte Prinzip ist dann auch ein persönlicher Gott.

    Gegenstand der Philosophie ist allerdings vorwiegend nur Gott im Sinne eines letzten und unpersönlichen Prinzips. Wenn nun gefragt wird: «Was ist plausibler: Die Existenz Gottes oder die Nichtexistenz Gottes?», so fragt die Philosophie also: «Was ist plausibler: Die Existenz oder die Nichtexistenz Gottes als eines letzten Prinzips?» Da die nominale oder semantische Existenz Gottes eine empirische Tatsache unseres Sprachgebrauches ist – der Ausdruck «Gott» – oder synonyme Ausdrücke – und dessen Bedeutung existiert in den meisten menschlichen Sprachen – so zielt die Titelfrage auf die reale Existenz dieses letzten Prinzips. Da ein solches letztes Prinzip aber mit unseren fünf Sinnen nicht wahrnehmbar ist, so stellt sich die Frage, ob dieses Prinzip ungeachtet seiner Unsinnlichkeit für unser Denken gleichwohl real existiert. Wenn ja, dann muss dieses Prinzip, auch wenn es unsinnlich ist, gleichwohl kausal wirksam sein.

    Zur Beantwortung dieser Frage gibt es nun die sogenannten Gottesbeweise, die sich in induktive und deduktive einteilen lassen. Zu den induktiven gehört etwa der Beweis aus der Bewegung, zu den deduktiven der sogenannte ontologische Gottesbeweis. Der interessanteste unter diesen Beweisen ist wohl der ontologische Beweis für die Existenz Gottes. Er lässt sich als eigentlicher Lackmustest für die Beantwortung der Frage betrachten: «Was ist plausibler: Die Existenz Gottes oder die Nichtexistenz Gottes?» Wenn er zutrifft, so ist die Existenz Gottes offensichtlich plausibler als die Nichtexistenz. Vereinfacht lässt er sich in folgende Beweisschritte gliedern:

    1. Prämisse: Gott ist das, worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann.

    2. Prämisse: Zu dem, worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann, gehört auch dessen reale Existenz. Wenn nicht, dann gäbe es etwas, was grösser ist als das, worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann, was widersprüchlich wäre.

    Konklusion: Wenn Gott das ist, worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann, so muss er auch real existieren.

    Die Frage ist nun, ob dieser Beweis gültig ist oder nicht. Z. B. könnte man einwenden, dass durch diesen Beweis nur die gedachte oder semantisch reale, aber nicht die wirklich reale Existenz Gottes bewiesen wird. Doch dann stellt sich die Frage, ob es überhaupt eine solche unsinnliche Realität als Gegenstand des Denkens geben kann. Je nachdem wie diese Frage beantwortet wird, wird auch die Antwort auf die Gültigkeit des ontologischen Gottesbeweises anders ausfallen. Eines ist jedenfalls klar geworden aus der Diskussion der letzten Jahrzehnte. Der ontologische Gottesbeweis ist nicht so leicht zu widerlegen. Solange der ontologische Gottesbeweis nicht widerlegt ist, ist die Annahme der Existenz Gottes als eines letzten Prinzips plausibler als die Annahme der Nichtexistenz.

    Antwort von Rafael Ferber auf den Leserkommentar von P. Wider:

    „Wenn wir Gott als etwas Transzendentes, als Etwas-über-allem-Stehendes annehmen, müsste er (sie/es) daher auch als dimensionslos angenommen werden, schon weil (Raum-) Dimensionen an Zeit und Masse gebunden sind. Unser Denken ist aber fest damit verknüpft. Wir müssen darum eingestehen, dass wir uns so etwas wie Gott gar nicht vorstellen können. Es wäre wohl auch nicht möglich, dass er irgendeine uns bekannte physikalische oder charakterliche Eigenschaft hätte, denn das würde ihn direkt mit uns verbinden. Wäre er zum Beispiel gut/böse, gnädig oder rachsüchtig, würde ihn das zwar menschlich machen, aber die freie Transzendenz wäre eingeschränkt. Er würde dann auch verantwortlich für die Theodizee. Von einem Gott, von dem wir nichts wissen können, lassen sich auch keine Dogmen ableiten.

    Sogar Aussagen über ihn wie „Gott ist tot“ (Nietzsche, Nihilisten und andere) oder „wir brauchen keinen Gott“ (Atheisten) sind überflüssig, sie sind sinnlos. Gemeint ist damit wohl bloss, dass die alten Gottes-Vorstellungen überholt sind. Ockham würde die Frage wohl als unnötig bezeichnen.“

    Es ist richtig: Wenn Gott etwas Transzendentes ist, so ist er auch jenseits von Raum und Zeit; d. h. er ist dimensionslos und zeitlos. Andererseits bleibt unser Denken an Raum und Zeit gebunden; an den Raum, insofern wir nie ohne Bilder denken können (vgl. bereits Aristoteles, De anima., 3. Buch, 7. Kapitel, 431a16–17); an die Zeit, insofern das Denken in der Zeit verläuft. Gott als raum- und zeitloses Wesen aber hat keine „uns bekannten physikalischen oder charakterlichen Eigenschaften“. Gott als raum- und zeitloses Wesen können wir uns deshalb auch nicht als Wesen vorstellen, das mit solchen Prädikaten versehen ist. Wenn wir z. B. sagen: „Gott ist gut/böse, gnädig oder rachsüchtig“, so wenden wir Prädikate auf Gott an, die aus unserer menschlichen Erfahrung stammen und die Gott anthropomorph oder menschenähnlich machen. Ebenso ist die Aussage „Gott ist tot“ die Anwendung eines Erfahrungsprädikates auf „Gott“. Als dimensionsloses und zeitloses Wesen kann Gott aber weder lebendig noch tot sein. Die Aussage „Gott ist tot“ wäre daher in der Tat so zu verstehen, dass unsere „Gottesvorstellungen“ überholt sind und ihre Wirksamkeit verloren haben. Diese Unvorstellbarkeit Gottes ist der Weg der negativen Theologie: Nach ihr können wir nur sagen, was Gott nicht ist, aber nicht, was er ist.

    Das Unbefriedigende an einer negativen Theologie bleibt aber, dass wir dann Gott überhaupt nicht denken können. Ein Ausweg ist es, die genannten Prädikate als anthropomorphe Prädikate zu verstehen und gleichzeitig zu sagen, dass sie auf Gott nicht in einem anthropomorphen Sinne anzuwenden sind. Wenn wir also von Gott sagen, er sei gnädig, so wenden wir ein anthropomorphes Prädikat auf Gott an. Doch die Bedeutung dieses Prädikates ist bei Gott eine andere als beim Menschen, d. h. von uns aus gesehen ist Gott gnädig oder barmherzig, wie eben ein Mensch gnädig oder barmherzig ist, an sich ist er aber mehr als barmherzig oder „überbarmherzig“. Ähnliches gälte von der Allmacht Gottes und sogar von seinem Sein: Gott ist dann „überallmächtig“ und insbesondere auch „überseiend“. Wenn wir also positive Prädikate von Gott aussagen, so wären diese in einem zur menschlichen Ausdrucksweise analogen Sinne zu verstehen. In der Terminologie Kants liesse sich sagen, dass wir nur in symbolischen „Hypotyposen“ über Gott sprechen können, indem wir einem Begriffe, den nur die Vernunft denken kann, aber dem keine sinnliche Anschauung angemessen ist , gleichwohl eine solche unterlegen (Kritik der Urteilskraft § 9, A 255).

    Nun gibt es zahlreiche Philosophen in der Nachfolge von Wilhelm von Ockham (1288–1347), welche die Frage nach Gott als unnötig bezeichnen. Doch die Frage nach Gott kann wohl nicht völlig unterdrückt werden, weil sich das Vernunftbedürfnis nach dieser Frage nicht immer völlig unterdrücken lässt. Sobald wir z. B. fragen „Was ist der Sinn unseres Lebens?“ stellt sich nicht nur die Frage nach einem vorläufigen, sondern einem letzten Sinn; denn bei einem vorläufigen Sinn liesse sich wieder die Frage nach dessen Sinn stellen. Dieser kann aber nicht nur internalistisch in einem menschlichen Projekt, sondern müsste auch externalistisch in etwas Objektivem oder vom Menschen Unabhängigem bestehen. Dies könnte man auch das principle of real reference (Terry Penner) der Sinnfrage nennen. Wenn wir nämlich die Antwort auf diese Frage in einem menschlichen Projekt sehen, so stellt sich immer noch die Frage nach dem Sinn dieses Projekts, und wenn dieses wieder ein menschliches Projekt ist, nach dem Sinn von diesem usw. ins Unendliche. Dieser letzte Sinn ist aber auch das letzte Gute oder die Idee des Guten, die (a) objektiv bestehen muss, auch wenn wir sie (b) nicht erkennen können. Aber wie kann sie objektiv bestehen, wenn sie nicht ist? In jedem Fall bleibt ein Geheimnis zurück.

    Eine andere Frage ist es, wie wir zu diesem undenkbaren „Überwesen“ einer negativen Theologie gleichwohl in eine Beziehung treten können. Vielleicht indem wir doch zu Bildern Zuflucht nehmen, aber zu Bildern als symbolische Hinweise auf etwas, was über diese Bilder hinausgeht. Der Weg der sogenannten mystischen Ekstase jedenfalls wird für die wenigsten zu begehen möglich sein.

     

    Antwort vonRafael Ferber auf einige Leserkommentare vom 14. März 2013:

    Die Frage hat offensichtlich Interesse geweckt. Ich möchte mich für die zahlreichen Kommentare bedanken, indem ich einen Metakommentar schreibe.  Schön ist , dass fast alle Stellungnahmen in einem Ton verfasst sind, der in dieser kontroversen Frage den  gegenteiligen Standpunkt nicht diffamiert. Freilich gehen die wenigsten Kommentare über persönlich gefärbte Meinungsäusserungen hinaus. Diese Äusserungen mögen richtig sein oder nicht. Das Entscheidende an der Philosophie ist aber, dass sie vom Meinen  ̶̶  auch vom richtigen Meinen   ̶  zum Wissen voranzuschreiten versucht. So sagt bereits Sokrates:

     

    “Dass aber eine richtige  Meinung und Wissen zwei verschiedene Dinge sind, das glaube ich durchaus nicht nur zu vermuten, sondern wenn ich überhaupt etwas zu wissen beteuerte – und von wenigem möchte ich dies tun –, so würde ich dieses eine zu dem zählen, was ich weiss.” (Platon. Menon. 98b).

     

    Wissen unterscheidet sich nämlich von einer richtigen Meinung darin, dass es Gründe  für diese Meinung abzugeben vermag. Der ontologische Gottesbeweis ist ein Grund für die Meinung, dass die Annahme der Existenz Gottes plausibler ist als die Nichtexistenz.

     

    Nun hat der ontologische Gottesbeweis eine lange Geschichte. Zuerst von Anselm von Canterbury (1033 -1109) formuliert, hat ihm Descartes (1596-1650)  im fünften Kapitel der „Meditationen über die erste Philosophie“ eine prägnante Neuformulierung gegeben.  Immanuel Kant (1724-1804) dagegen und Gottlob Frege (1848-1925) haben den ontologischen Gottesbeweis zu widerlegen versucht. Allerdings ist mit diesen Widerlegungen der ontologische Gottesbeweis keineswegs „gestorben“. Die Diskussion über dessen Gültigkeit lebt weiter. Der entscheidende Punkt liegt dabei in der unterschiedlichen Auffassung des Seinsbegriffs.

     

    Kant geht von der Behauptung aus, dass  „sein“ kein reales Prädikat ist. Es ist also kein Prädikat wie „rot“ oder „gelb“, d.h.  kein Prädikat, dessen Gehalt man sinnlich wahrnehmen kann. Sein ist, wie sich heute im Geiste  Freges  sagen liesse, kein Prädikat erster, sondern zweiter Stufe. Es ist nämlich ein Prädikat, das erst sagt, ob  der Gehalt von Prädikaten erste Stufe vorhanden ist  oder nicht, also z.B., ob das Morgenrot  rot  ist oder nicht.

     

    Kant verwendet allerdings einen Seinsbegriff, der sich im Gegensatz zur  platonisch-aristotelischen und mittelalterlichen Tradition befindet.  In dieser Tradition bedeutet der Ausdruck  „Sein“   Wirklichkeit (realitas).  Während nun das Sein im Sinne Kants keine Grade hat, so hat dieses Sein  Grade. So ist Gott das "allerwirklichste Wesen" (ens realissimum). Im Vergleich zu diesem „allerwirklichsten Wesen“  sind z.B. wir Menschen weniger wirklich. Sein ist danach eine Perfektion, d.h. eine Vollkommenheit und damit ein reales Prädikat, das Gott in höchstem Grade, anderen Wesen dagegen in geringerem Grade zukommt.

     

    Wenn nun Sein eine Vollkommenheit ist, die Gott als dem "allerwirklichsten Wesen" notwendig zukommt, so  erhalten wir bereits durch Bedeutungsanalyse des Subjektausdrucks "Gott"  in der Aussage „Gott ist bzw. existiert“ den Prädikatsausdruck "ist".  Der Satz „Gott ist“ bzw. „Gott existiert“ ist dann ein analytischer Satz, d.h. ein Satz, der nur auf Grund der Bedeutung der Wörter wahr ist.

     

    Demgegenüber behauptet Kant, dass Sein kein reales Prädikat ist, sondern nur  Position oder Existenzsetzung eines Dinges. Diese Existenzsetzung erfolgt für Kant innerhalb der  Kategorie der Modalität, die er  Wirklichkeit (im heute üblichen nicht graduierbaren) Sinne nennt. Nach den „Postulaten des empirischen Denkens überhaupt“ gilt:  "Was mit den materialen Bedingungen der Erfahrung (der Empfindung) zusammenhängt, ist wirklich" (KrV.B266).  Ein Satz wie „Gott ist“ ist danach für Kant ein synthetischer Satz. Nur die Erfahrung und nicht allein die Bedeutung des Wortes „Gott“ kann diesen Satz wahr machen.

     

    Entscheidend zur Beantwortung der Gültigkeit des ontologischen Gottesbeweises ist nun,  welchenExistenzbegriff  wir verwenden.  Wenn wir den Ausdruck „Existenz“ oder „Sein“ im Sinne von Kant verwenden, dann ist der ontologische Gottesbeweis  widerlegt. Aus dem Begriff von Gott als dem, worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann, folgt  noch nicht, dass dieses „Grösste“ auch real, d.h. sinnlich erfahrbar, existiert. Es folgt nur dessen gedachte Existenz.

     

    Wenn wir den Ausdruck „Existenz“ oder „Sein“ aber im platonisch-aristotelischen Sinne als Wirklichkeit auffassen, dann wird es schwieriger, die Frage zu beantworten. Denn wenn Gott als diese Realität nur ein menschlicher Gedanke wäre, so stellt sich die Frage, wovon dieser Gedanke ein Gedanke wäre. Die Antwort lautet: Eben von dieser Realität. Und wenn diese  Realität wieder nur ein Gedanke wäre, so stellte sich wiederum die Frage, wovon usw. ins Unendliche (vgl. die analoge Argumentation in Platons Parmenides, 132b-c ). Also scheint doch eine unsinnliche Realität vorhanden zu sein, der die Menschen eben den Namen Gott gegegeben haben.

      Allerdings, wie ein Kommentar mit Paula Ludwig sagt: Gott ist dunkel. Wir setzen seine Realität voraus, aber wir sehen  sie nicht.  Ebenso ist schwer erfassbar, wie diese unsichtbare Realität in der sichtbaren wirksam werden kann. Sicher ist jedoch, dass die Annahme dieser Realität  wie auch deren Verneinung die Menschen in Bewegung gesetzt hat,  heute noch bewegt und wohl auch in Zukunft bewegen wird.

     
     
     
    Einige Reaktionen auf den ursprünglichen Artikel:
     
     

    Albert Baer

    Seit Jahrtausenden schielen wir nun schon ins Transzendente. Was hat es uns gebracht? Landen wir doch endlich auf der Erde (Diesseits) und beantworten z.B. die Frage, wie wir Alle auf Dauer auf diesem Planeten anständig leben können.

     

    maja naef

    Für die Philosophie dagegen ist Gott ein Prinzip oder ein Grund, auf den die menschliche Vernunft ... Abraham hat behauptet es gibt nur einen Gott, wenn die Philosophie sich an eine solche Behauptung anlehnt muss sie ja unweigerlich in eine Sackgasse kommen.
     

    F. Abächerli

    Was ist das für ein Beweis? Etwa so logisch wie meiner: 1. Prämisse: Gott ist eine Erfindung von Menschen. 2. Prämisse: Wäre es keine Erfindung von Menschen, müsste er beweisbar existieren. Wo ist der Beweis? Also gilt Prämisse eins: das ganze ist erfunden.  

     

    Jean Engel

    Ich tendiere eher zum Begriff "Blinder Wille der Natur", als zum Begriff "Gott". Denn, das beweist die Welt, wie man sie täglich sieht (u.a. überall viel Leiden), selbst. Also empirisch. (Es erstaunt mich aber, dass ein Philosoph theologische Dialektik verwendet).  
     

    Sandro Guthaus

    Dieser Artikel ist spannend geschrieben, macht aber am Schluss eine etwas unglückliche und falsche Wendung. Der ontologische GB ist bekanntlich falsch und überhaupt nicht schwierig zu widerlegen (u.A. wegen der logischen Inkonsistenz der Realitätsebenen). Da immer die Existenz und nicht die Nicht-Existenz begründet werden muss, ist objektiv von der Nicht-Existenz Gottes auszugehen. 
     

    Hans Hasler

    Zitat: "Solange der ontologische Gottesbeweis nicht widerlegt ist, ist die Annahme der Existenz Gottes als eines letzten Prinzips plausibler..." Ich halte es da mit Ockham: Es ist sicher nicht plausibler etwas (Gott) vorausszusetzen ohne triftigen Grund dazu. Kommt dazu, dass Nietsche den ontologischen Gottbeweis widerlegt hat. Auch wenn das einigen wohl nicht passt. 
     

    Jean Engel

    @Hans Hasler: Es erstaunt mich sowieso, warum ein heutiger, real existierender Philosoph, wieder in voraufklärerische Zeiten retour will. Siehe auch die Trilogie in D: Kant-Schopenhauer-Nietzsche, oder in F: Voltaire-Diderot-d'Alembert, in England: Hume u.a.
     

    Albert Baer

    Wieso sollte es uns interessieren/sollte es für uns relevant sein, ob es so was wie einen "Gott" gibt? Wenn ein Prinzip "Gott" für uns relevant wäre könnte man ja annehmen, dass sich dieses "Prinzip" offen und für alle zugänglich zeigt, damit allen klar ist, dass es "ihn" gibt. Wieso sollte sich ein "Gott" verstecken bzw. sich nur bestimmten Personen offenbaren?  
     

    L. Echerlich

    Interessanter Beitrag. Frage: Macht es wirklich Sinn den Begriff Gott so weit umzudeuten? Ist ein personifizerten Gott, der aktiv in den lauf der Welt eingreift und dabei auch die Naturgesetze ändern kann, so ihm denn beliebt, zum abstrakten 'letzten Prinzip' so ähnlich, dass es gerechtfertigt ist dasselbe Wort dafür zu gebrauchen.  
     

    Joerg Bucher

    Eine diesseitige Frage, die im Jenseits Antwort finden wird.... . Als Christ macht mir Jesus, Gott konkret(er). Schaffenden Glaubens, Glauben schaffen. Ein Ringen und Tasten nach dem fernem Licht, im greifbaren Dunkel des Alltags -
     

    Vladimir Mitrovic

    Gott sagt: Wenn ihr mich von Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen. Jeremia 29,13 Ich wollte es wissen, habe gesucht und tatsächlich hat er sich finden lassen. Und zwar so, dass keinerlei Zweifel mehr bestehen. Sein Versprechen gilt auch für Dich. Dich mag er genauso wie mich. Egal wie Du drauf bist. Suche ihn von Herzen und er wird Dir entgegenkommen. Versprochen!
     

    Sepp Ratz

    Man muss den Begriff "Gott" nur unverbindlich genug definieren, dann kann seine Existenz selbstverständlich bewiesen werden. Allerdings ist der Erkenntnisgewinn dann gleich null.
     

    Stephan Meier

    Die zweite Prämisse ist nicht stichhaltig. Für mich eher eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
     

    Daniel Grünblatt

    Auch die erste ist nicht besser, natürlich kann man sich etwas Grösseres als Gott vorstellen: nämlich einen real existierenden Gott...
     

    Kevin Fricker

    Es ist nun mal so das in der Wissenschaft ein wiederholbarer Beweis gebracht werden muss, bis die Existenz einer Theorie erbracht ist. Gleichzeit darf die Theorie keinen anderen Experimenten widersprechen und muss gezielte Vorhersagen treffen können (zb: Planetenbahnen). Da Gott selbst nicht konkretes "voraussagt", wird letzteres nie möglich sein und umso wichtiger macht Gott deshalb auch nutzlos.
     

    Catherine Hafner

    Wir können über Gott lang diskutieren und immer noch nichts verstehen. Man muss und kann Gott erfahren. Vor ca. 26 Jahren bin ich auf die Knien gegangen, es war gerade Weihnachtszeit und sagte: Gott, wenn du existierst! Ich habe etwas erlebt, dass mir die Augen geöffnet hat, dass es eine andere Welt gibt. Später nachdem ich mein Leben in der Hand Gottes gegeben habe, habe ich Jesus gesehen.
     

    Hans Meister

    Ich missgönne Ihnen Ihren Glauben überhaupt nicht, im Gegenteil, ich bin neidisch, würde doch einiges im Leben erklärbar, und vermutlich schwindet die Angst vor dem Tod. Trotzdem, bei mir funktioniert das nicht, und glauben Sie mir, ich habe es intensiv versucht.
     

    Christian Merz

    Kann das,was wir unter Gott denken können,oder wollen oder nicht wollen, z.B. eine Dimension sein, die sich unseren physischen Sinnen entzieht,also von uns zwar nicht materialistisch-wissenschaftlich beweisbar darstellt,jedoch sowohl gedanklich wie auch 'übersinnlich' (Voraussetzung dafür geschulte Sinne) seiend exisitieren?Was der eine denkt,kann ein anderer anders denken,das ist die Freiheit
     

    Urs Brunner

    Die erste Prämisse funktioniert nicht. Egal was dieses "Grösste" ist, man kann immer die Frage nach dessen Ursprung stellen. Sprich, wenn es einen Gott gibt, wo ist dieser dann hergekommen? Das ist wie die Suche nach der grösstmöglichen Zahl - es gibt immer eine noch grössere, man muss bloss 1 addieren.
     

    Markus Meier

    Sie zeigen damit lediglich, dass Sie dieses "Grösste" zu klein denken. Dieses "Grösste" muss auch Quelle seiner selbst sein - sonst wäre es nicht gross genug. Sprich: Dieses "Grösste" muss ewig sein. Somit ist auch klar, dass dieses "Grösste" mehr als nur unser Raum-Zeit-Kontinuum umfassen muss. Ich würde eher einwenden, dass der Verstand dieses "Grösste" gar nicht denken resp. fassen kann.
    Yves Arnold Schneider
    Dieser Beitrag finde ich sehr interessant. Er benötig schon eine sehr abstrakte Vorstellung um ihm Folge leisten zu können. Nun für meinen Teil ist Gott so wie er in der Religion und auch im allgemeinen Empfinden verstadnen wird nicht existent. Ich glaube aber, dass es eine Energie, die aus der Summe unserer geistigen Energie besteht gibt. Ich glaube auch, dass wir diese Nutzen können.
     

    Hans Meister

    Keine einfache Kost, fürwahr. Ich bin Agnostiker, Gott ist kein "Mensch", hingegen ist die Schöpfung, die Natur, die Entstehung des Lebens an sich, all die nicht erklär- und unvorstellbaren Abläufe in gewissem Sinne "göttlich", erinnert an einen Plan, an eine Absicht. Hingegen sich Gott als gerechtes Wesen vorzustellen übersteigt meine Vorstellungskraft und meine persönliche Weltanschauung.
     

    paul sägesser

    Dies ist meiner bescheidenen Meinung nach eine reine dialektische interpretation der Frage. Auf einem anderen Level müsste man bei der Definition Gott, zuerst eine Überlegung anstellen über Immanenz und Transzendenz, d.h. gibt es etwas ausserhalb der materiellen Realität was uns erschaffen haben könnte, oder ist es ein Teil von uns und von Allem (und dann kann es uns nicht erschaffen haben).
     
    P. Wider
     

    Wenn wir Gott als etwas Transzendentes, als etwas-über-allem-Stehendes annehmen, müsste er (sie/es) daher auch als dimensionslos angenommen werden, schon weil (Raum)Dimensionen an Zeit und Masse gebunden sind. Unser Denken ist aber fest damit verknüpft. Wir müssen darum  eingestehen, dass wir uns so etwas wie Gott gar nicht vorstellen können. Es wäre wohl auch nicht möglich, dass er irgendeine uns bekannte physikalische oder charakterliche Eigenschaft hätte, denn das würde ihn direkt mit uns verbinden. Wäre er zum Beispiel gut/böse, gnädig oder rachsüchtig, würde ihn das zwar menschlich machen, aber die freie Transzendenz wäre eingeschränkt. Er würde dann auch verantwortlich für die Theodizee. Von einem Gott, von dem wir nichts wissen können, lassen sich auch keine Dogmen ableiten. Sogar Aussagen über ihn wie „Gott ist tot“ (Nietzsche, Nihilisten und andere) oder „wir brauchen keinen Gott“ (Atheisten) sind überflüssig, sie sind sinnlos. Gemeint ist damit wohl bloss, das die alten Gottes-Vorstellungen überholt sind. Ockham würde die Frage wohl als unnötig bezeichnen.