Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben

Nur eben: Denken heilt! erschöpft sich nicht in Kalendersprüchen, sagt nicht einfach kompliziert, was man auch einfach sagen könnte, sondern illustriert anhand zahlreicher Beispiele höchst differenziert "die Stufenfolge von Erkennen des Problems, Entschluss zur Änderung und Üben".

    Dieser Satz aus den Upanishaden ist Albert Kitzlers Denken heilt! (Droemer, München 2016) vorangestellt: "Man wird wie das, was im eigenen Sinn und Denken herrscht - das ist das immerwährende Geheimnis." Anders gesagt: Wir sind was und wie wir denken. Albert Kitzler bezeichnet sein neuestes Buch im Untertitel als Philosophie für ein gesundes Leben und hat damit bereits meine Sympathie, denn mit der akademischen Spielart der Philosophie kann ich wenig anfangen. Mir ist es mehr um Gedanken und Einsichten zu tun, die mir helfen, ein qualitativ gutes Leben zu führen. Und so recht eigentlich trifft es ein gesundes Leben noch besser.

    Das Gesunddenken, so der Autor, "beruht auf ganzheitlichen Anschauungen und zielt auf eine nachhaltige Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, die uns widerstandsfähiger macht gegen Last und Leid des Alltags und uns lehrt, bewusster, freudvoller und weise mit unserem Leben umzugehen."

    Man solle nicht einfach glauben, was er sage, wird von Buddha überliefert, sondern für sich selber prüfen, ob es auch wirklich wahr sei. Dieselbe Haltung nimmt auch Albert Kitzler ein, der mit Denken heilt! " Angebote für Denkwege und Verhaltensweisen, die der Leser für sich prüfen, ausprobieren und mit seinen eigenen Erfahrungen vergleichen kann" vorlegt.

    Das Weisheitswesen der Antike in Ost und West

    Denken heilt! orientiert sich fast ausschliesslich am Weisheitswesen der Antike in Ost und West. Der Grund liegt darin, so Autor Kitzler, dass bereits damals "alles Wesentliche zur Überwindung seelischen Alltagsleids ausgesprochen worden ist." Das leuchtet mir nur schon deshalb ein, weil ich bei den vielen psychologischen Untersuchungen und Ratgebern, die ich gelesen habe, selten einmal auf etwas gestossen bin, dass ich als neu empfunden hätte. Ausser dem Jargon.

    Dass unser Denken Einfluss auf unser Befinden hat, versteht sich eigentlich von selbst. So wird sich einer, der sich von dunklen Phantasien leiten lässt, bestimmt anders fühlen als eine, die sich an der Schönheit der Blumen orientiert. Doch was und wie wir denken, ist nicht einfach Schicksal, denn wir können unsere Gedanken zu einem gewissen Grad steuern.

    Das meint nicht, aus positiv mach negativ und umgekehrt. Das meint, wir können lernen, nicht einfach unseren Impulsen oder unserem Bauchgefühl nachzugeben. Und wir können uns entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.

    "Sich übermässig auf den Schmerz zu konzentrieren ist ungesundes Denken, sich zu fokussieren auf das, was nun am besten zu tun ist, um den Schmerz zu überwinden, gesundes Denken."

    Überzeugend an Denken heilt! ist vor allem, dass Albert Kitzler nicht über praktische Fragen theoretisiert, sondern sie praktisch angeht und das bedeutet unter anderem, dass er sie im grösseren Zusammenhang sieht. Nehmen wir als Beispiel den leidvollen (der beflügelnde ist hier nicht gemeint) Stress, von dem der moderne Mensch glaubt, dass er gleichsam das Kennzeichen der heutigen Zeit sei. Nur eben: Stress ist ein seelisches Leiden und keine Zivilisationskrankheit, es gab ihn schon immer.

    Wir selber verursachen unseren Stress

    Nicht die anderen oder die Umstände verursachen unseren Stress, sondern wir selber. Genauer: unsere Begierden, Wünsche und Vorstellungen. Diese treiben uns an und das ist ja auch ganz in Ordnung so. Problematisch wird es, wenn sie uns überfordern und wir davon loskommen wollen, aber nicht wissen wie.

    Hier nun kann das Gesunddenken eingesetzt werden. Konkret: Es gilt, unsere Wünsche und Antriebe, ja unsere Wertvorstellungen zu hinterfragen: Woher kommen sie? Tun sie uns gut? Sind sie sinnvoll? Würden wir auch so leben, wenn wir nicht mehr lange zu leben hätten? Denn: "Unsere eigenen Lebensziele und die darin zum Ausdruck kommenden Werturteile sind demnach neben unbewussten Anteilen die wesentlichen Ursachen dafür, dass wir uns überlasten und in leidvollen Stress geraten."

    Vieles, das uns die Philosophen der Antike und Albert Kitzler raten, gehört in die Abteilung gesunder Menschenverstand. Etwa der vernünftige Rat, Mass zu halten. Oder Aufforderungen wie "Denke weniger an die Zukunft und konzentriere dich auf das Hier und Jetzt", "Denke an den eigenen Tod", "Denke von Beginn an, dass deine Unternehmung scheitern kann", "Mache dir die Grenzen der eigenen Erkenntnisfähigkeit bewusst".

    Praktische Anregungen

    Nur eben: Denken heilt! erschöpft sich nicht in Kalendersprüchen, sagt nicht einfach kompliziert, was man auch einfach sagen könnte, sondern illustriert anhand zahlreicher Beispiele höchst differenziert "die Stufenfolge von Erkennen des Problems, Entschluss zur Änderung und Üben". Und er gibt praktische Anregungen. Wie übt man etwa 'gesunde' Überlegungen ein? Durch Konzentration, durch Wiederholung, durch Vertiefung.

    Das Ziel ist, sich 'gesunde' Gedanken zur Gewohnheit zu machen. Um dies zu erreichen schlägt Albert Kitzler unter anderem vor, Zitate und Aussprüche, die wir für besonders treffend halten, uns einzuprägen. Und möglichst praktisch umzusetzen. "Lernen, gesund zu denken, ist stets das Bemühen, überlieferte Weisheit mit den eigenen Erfahrungen verschmelzen zu lassen."


    • Dieser Artikel wurde ursprünglich hier publiziert.
    • Denken heilt! ist ein überaus hilfreiches Buch.
    • Hans Durrer auf Twitter folgen: www.twitter.com/hansdurrer

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