Gerade in einer „orbanen“ Gesellschaft (Luc Deleu) gewinnt meine „Heimat“ als eigentümliche Prägung meiner existentiellen „Landschaft“ an Profil. Meine existentiellen Lebensbezüge sind „regional“ bestimmte, innerhalb eines feingesponnenen „inter-regionalen“ Gewebes (B. Waldenfels).
In den groben Gesichtszügen des „Kosmopolitismus“ ist meine Lebenswelt zu einer Grimasse verzogen. Aber in ein schlichtes „Lokalkolorit“ ist meine „Heimwelt“ nicht eingefärbt. Sie ist vielmehr ein farbenfreudiges Facettenglas.
Mein „Lebensort“ ist weder eindeutig bestimmt noch endgültig versprengt. Überraschende Fernlichter umspielen meine existentielle Landschaft. „Die Freiheit zum anderen“ (H. Lipps) unterscheidet Weite und Enge ihres Horizontes. Auftakt zu meinem Heimisch-Werden ist die reale Begegnung mit dem regional Benachbarten. Die künstliche Projektion von Fremdwelten stachelt bloss Neugierde an. Einzig nur ein multilaterales Geflecht inter-regionaler Bezüge beugt der Stiftung von Monopolen vor. Eine einförmige Welt ist eben keine „Lebens-Welt“ (Husserl). Engstirniger Traditionalismus wird nicht durch abstrakten Universalismus besiegt.
Gerade die innere Traditionsvielfalt meiner Heimwelt gewährt meiner faktischen Existenzform eine Wandelbarkeit und Austauschbarkeit ihres Lebensstiles, indem sie sie in mehreren einander überlagernden „Lebenskreisen“ einflicht.
Die Häuslichkeit und Gastlichkeit meines „Heims“ als Kerngehäuse meines Daseins (O.F. Bollnow) gehört einer statischen Lebensform an, der meine heutige Lebensführung und Berufsorganisation kaum noch zu entsprechen vermag. Immer häufiger unterwegs, bin ich zunehmend in mir vertraut gewordenen Zwischen-Räumen und Durchgangsorten meines Aufenthaltes zuhause.
Anstelle eines eigenschaftslosen Grossraumes ruft der „Orbanismus“ neue signifikante Orte einer polyzentrischen Lebensform hervor. Gewissermassen als Ankerplätze im Lebensverkehr sind sie Zeugnisse einer Erneuerung unseres Raumerlebens.