Als ich den Bericht von Herrn Elia Blülle vom Blog „Salon Heimat“ über eine Veranstaltung zum Thema „Schweiz als Heimat“ vom September 2017 zum Thema „Nachdenken über Heimat“ las, war ich sofort heimisch. Der Geist des Berichteten erinnerte mich sofort an meine Heimat Deutschland. Anstatt über Heimat, so berichtet Herr Blülle, wurde über Rassismus und Rechtspopulismus diskutiert. Die Frage: „Was ist da schiefgelaufen?“, war eine logische Schlussfolgerung. Das war der Anlass für mich, darüber nachzudenken, was ich, mit Blick auf meine deutsche Heimat, unter Heimat, nicht etwa unter Entfremdung von Heimat, und, über diese hinaus, unter Heimat allgemein verstehe.
Heimat war für mich bis zum Nachdenken darüber etwas Selbstverständliches. Wer denkt im Tagesgeschäft schon ohne Grund über Selbstverständliches nach? Ich wurde nur deshalb auf das Thema aufmerksam, weil ich mich unerwartet heftig davon angesprochen fühlte. Spontan kam mir die Frage in den Sinn: Wann beginnt ein Nachdenken über etwas, über das wir im Tagesgeschäft üblicherweise nicht nachdenken? Die Antwort: Das geschieht meistens dann, wenn das aus dem Unbewussten ins Bewusste Eingetretene uns aus irgendeinem Grund wichtig ist. Wann ist das der Fall? In der Regel dann, wenn die vermeintliche oder wirkliche Gefahr eines Verlustes besteht.
Was ist Heimat? Mit dem Begriff Heimat wird gewöhnlich der Ort assoziiert, an dem wir geboren wurden, wo wir aufgewachsen und in der Regel sesshaft sind, bevor wir „flügge“ werden. Doch wie verhält es sich bei den Völkern, die nicht sesshaft waren oder sind? Hatten bzw. haben die auch eine Heimat? Im Bemühen, diese Frage zu beantworten, ist „Heimat“ abstrakt skizziert, um allgemein bleiben zu können, was unter Heimat gemeinhin verstanden werden könnte. Mit dem Folgenden wird nicht der Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.
Heimat, das ist der Ort, wo man geboren wurde, wo die Familie sich befindet, die Umgebung, die einem Geborgenheit gibt, wo man von Geburt an dazugehört, wo die nahen Freunde leben, eine Umgebung also, die das Leben heimisch macht. Heimisch ist, wo man angestammt ist und seine „Wurzeln“ hat. Heimat ist Familie, also Mutter, Vater, Schwestern, Brüder, Onkel, Tanten, die Sprache, sprachliche Dialekte, Sitten und Gebräuche, gemeinsame Kultur, Gerüche und Geräusche, Wald und Flur, Fluss und Berge usw. usf., also alles, was einem vertraut ist, das unter dem Begriff Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit subsumiert wird, das für jeden Einmalige, das man nur in dieser Familie und keiner anderen Familie, das man an keinem anderen (geografischen) Ort so vorfindet. Heimat ist nicht unbedingt mit einem geografischen Ort verbunden, aber mit der Familie. Das ist die entscheidende Feststellung! Heimat ist also ein kleiner Kosmos im großen Kosmos des gesellschaftlichen Zusammenlebens, das Leben des Einzelnen im Allgemeinen und des Allgemeinen im Einzelnen. Es ist festzustellen: Heimat ist keine (angebliche) bürgerliche Idylle, Heimat ist eine jahrtausendealte menschliche Realität, denn sie ist die Familie.
Das ist, knapp umrissenen, mein Begriff von Heimat.
Das Erfolgsrezept von Homo sapiens sapiens ist die Gemeinschaft und diese Gemeinschaft hat einen Namen: die Familie. In diese werden bzw. wurden wir hineingeboren und diese ist zugleich unsere Heimat. Dass das Erfolgsrezept von uns Menschen die Familie und damit die Heimat ist, ist eine Binsenwahrheit. Eine Binsenwahrheit ist für jedermann so offensichtlich, dass sie keines Beweises bedarf, denn sie ist Beweis ihrer selbst.
Ich meine, Heimat ist nicht obsolet, weil sonst das Menschsein obsolet wäre und Globalisierung damit auch. Oder wird Heimat doch obsolet? Ich schaue auf die Roboterethik und denke über Heimat nach.