Philosophische Gesellschaft Bern - krino

Dr. Carolin Amlinger (Universität Basel): Hyperindividualisierung. Zur Kritischen Theorie spätmoderner Vergesellschaftung

03.04.2025

Donnerstag 18.15 Uhr
Referat ca. 1 Std., anschliessend Diskussion
Hörsaal F-122, Unitobler, Lerchenweg 36, 3012 Bern

    Ein Individuum zu sein, genauer gesagt: ein Individuum sein zu können, ist das große Versprechen moderner Gesellschaften. Bis heute nimmt deshalb die Frage der Individualisierung für die Sozialtheorien der Moderne eine zentrale Rolle ein. Individualisierung wurde dabei als systematisch ambivalenter Prozess betrachtet: als eine Form der Befreiung und Zugewinn an Autonomie, aber auch als eine Form des Verlustes von Routinen, der Emergenz neuer Herrschaftsformen und Abhängigkeiten. Die Idee der Befreiung als eine inhärente Potenz des menschlichen Vermögens, die allenfalls durch äußere Schranken blockiert wird, muss unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen neu justiert werden. Die Antinomien, die sich zuvor weitestgehend auf die gesellschaftliche Differenz zwischen Institution und Person, zwischen Öffentlichkeit und Privatheit erstreckten, muss der Einzelne in der Spätmoderne selbst austragen. Der Vortrag lotet an diese Diagnose anknüpfend kritische Individualisierungstheorien aus, um der veränderten Vergesellschaftung von Individuen nachzugehen.