Kant, Hegel und Co.

Was ist die Transzendentalphilosophie?

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    Transzendentalphilosophie wurde als Begriff von Immanuel Kant 1781 geprägt und in seinem Hauptwerk "Kritik der reinen Vernunft" eingeführt. Kant entwickelt seine Ideen vor dem Hintergrund des Rationalismus und des Empirismus. Ähnlich wie diese beiden Denkrichtungen, wird Kant von der Motivation geleitet die Metaphysik als exakte Wissenschaft zu betreiben. Er unterscheidet dabei zwischen Erkenntnissen a priori, also Erkenntnisse die vor jeglicher empirischen Erfahrung erlangt werden können, und Erkenntnisse a posteriori, die erst nach der konkreten Erfahrung möglich sind. Damit sind Erkenntnisse a priori nur von der Vernunft abhängig und von jeder äusseren Erfahrung unabhängig. Nur solche Erkenntnisse können als gesichert gelten, da Erkenntnisse a posteriori immer von unseren Sinnen und Erfahrungen getrübt sind. Damit die Metaphysik exakt ist, muss sie in diesem Sinne "rein" sein und sich mit unseren Erkenntnissen a priori befassen. Aber was sind genau Erkenntnisse a priori und wie sind diese möglich? Kant ist an der Voraussetzung interessiert, die erst Erkenntnisse a priori ermöglicht. Somit fragt er nach dem, was aller Erfahrung vorausgeht, also der "Bedingung der Möglichkeit" jeglicher Erkenntnis. Transzendentalphilosophie ist von eben dieser Frage nach der a apriorischen Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis bestimmt: "Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht so wohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, sofern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt. Ein System solcher Begriffe würde Transzendental-Philosophie heissen." [1]

     

    Philosophiegeschichtlich entscheidend ist, was man Kants transzendentale Wende (oder Kants kopernikanische Wende) nennt:

    Kants Frage nach der Bedingung der Möglichkeit unserer Erkenntnis von Gegenständen führt ihn auf das Subjekt der Erkenntnis (also unser eigenes Bewusstsein). Unsere Erkenntnis von Gegenständen ist von uns selbst abhängig und somit aktive Leistung des erkennenden Subjekts.

    Anstatt anzunehmen unsere Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten, schlägt er vor, das Bild umzudrehen und anzunehmen die Gegenstände richten sich nach unserer Erkenntnis. [2] Damit ist nun nicht mehr das Subjekt vom Objekt abhängig, sondern das Objekt vom Subjekt.

     

     

    Diese scheinbar einfache Feststellung wirft mehr Probleme auf als Kant zu lösen vermag und welche die Philosophen nach Kant stark beschäftigen wird. Besonders der deutsche Idealismus denkt Kants Ansatz weiter und muss als direkte Konsequenz der kantischen Philosophie verstanden werden. Idealismus meint in diesem Zusammenhang, dass die Wirklichkeit als geistiges Geschehen verstanden wird, damit also das reelle Sein in ein ideelles aufgelöst wird. [3] Hauptsächlich von Johann G. Fichte, Friedrich W. J Schelling und Georg W. F. Hegel wird die Kantische Philosophie in Jena zum deutschen Idealismus weiterentwickelt. Im Zentrum der Überlegungen steht die Beziehung des Subjekts zum Objekt. Kant hat in seiner Transzendentalphilosophie eben diese Beziehung auf den Kopf gestellt. Nun ist das Objekt vom Subjekt abhängig, doch es ist nicht ganz klar was das für Konsequenzen für unsere Vorstellung der objektiven Welt hat. Wenn die Welt von unserer Erkenntnis von ihr abhängt, kommt dann nicht uns als Subjekten eine schöpferische Funktion zu? Und wie kann ein scheinbar endliches Subjekt eine unendliche Welt erschaffen? Wie muss dieses Subjekt beschaffen sein um so eine schöpferische Funktion auszuüben und inwiefern unterscheidet es sich vom Objekt? Ein weiteres Problem, das Kant hinterlassen hat, ist die Beziehung zwischen den Gegenständen unserer Wahrnehmung, also so wie sie sich in unserem Bewusstsein manifestieren und den "Dingen an-sich", also den Dingen die unabhängig von uns existieren.

    Im deutschen Idealismus werden diese Fragen behandelt und neue Vorstellungen von unserem "Ich" geschaffen und von der uns umgebenden Welt.

     

    [1] KdrV B 25
    [2] vgl. KdrV B 16
    [3] vgl. Coreth, Ehlen, Schmidt 2008, S. 9