Lancierung

Die ökonomischen Grundlagen der Wirtschaftspolitik

Das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern hat anfangs Oktober verschiedene Bildungsinhalte zu wirtschaftspolitischen Themen lanciert. Ist das auch für Philosophen spannend?

    Wirtschaftspolitik und Philosophie

    Die Wirtschaftspolitik beschäftigt sich mit der Rolle des Staates in der Wirtschaft. Der Staat schafft einerseits die Rahmenbedingungen und Grundlage für wirtschaftliche Aktivität, indem er zum Beispiel Eigentumsrechte garantiert. Weiter greift er ins ökonomische Geschehen selbst ein, in dem er zum beispielsweise gewisse Regeln für den Arbeitsmarkt aufstellt oder öffentliche Güter bereitstellt. Die Mittel dazu holt er über Steuern ein. Wie der Staat seine Rolle erfüllt, hat bedeutende gesellschaftliche Auswirkungen, zum Beispiel auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen.

    In dem Zusammenhang werden auch die normativen Auswirkungen staatlichen Handelns zentral. Aus dieser Perspektive stellen sich verschiedene Fragen: Wie und in welchem Mass sollte der Staat Einkommen und Vermögen umverteilen? Wie stark sollte er bestimmte Märkte regulieren? Sollte er einen Mindestlohn oder ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen?

    IWP und „Grundwissen Wirtschaftspolitik“

    Um derlei Fragen nachzugehen, ist ein gewisses Verständnis von ökonomischen Grundlagen erforderlich. Anfangs Oktober hat das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik  an der Universität Luzern (IWP) in Kooperation mit der digitalen Lernplattform Evulpo verschiedene Bildungsinhalte lanciert. Diese richten sich an Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe. Die Lerninhalte schliessen Erklärungsvideos, Zusammenfassungen sowie Übungen ein.

    Das IWP spricht auf seiner Webseite zwar von kostenlosen Lernmaterialien, es ist jedoch nicht alles frei zugänglich. So gibt es Unterbrechungen (ungefähr zwei für ein Video von rund 8 Minuten) mit Eigenwerbung. Zudem sind die freie Anzahl Leben bei den Übungen, welche man durch falsche Antworten verliert. sehr begrenzt.

    Inhaltlich beschäftigen sich die Videos mit Wachstum, Wertschöpfung, Staatseinnahmen- und ausgaben, Steuern, Altersvorsorge, Ungleichheit, Sparen und Investieren, Verschuldung sowie Sozialversicherungen. Andere Themen wie die Rolle des Staates als Bereitsteller von Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Aktivität, das Konzept der öffentlichen Güter, Arbeitsmarktpolitik, Geldpolitik oder Konjunkturpolitik werden nicht behandelt.

    Hier geht es zur Webseite.

    Interessant für die Philosophie?

    Die Lerninhalte vermitteln einen guten und anschaulichen Einblick in Themen wie Altersvorsorge oder Sozialversicherungen, die in politischen und gesellschaftlichen Debatten oftmals relevant sind. Zudem wird erklärt, wie das Schweizer Steuersystem funktioniert und auf welcher Ebene welche Abgaben eingezogen werden. Dies bildet sicherlich eine wichtige Grundlage für philosophische Fragestellungen.

    Die Bildungsinhalte sind jedoch in ihrer Beschäftigung mit diesen Themen sehr praktisch orientiert und geben eher Erklärungen ab, wie man klug sparen kann, welche Sozialleistungen einem zustehen oder wie man seine Steuererklärung ausfüllen kann. Diese sehr pragmatische Herangehensweise geht auf Kosten einer theoretischen und konzeptuellen Tiefe. Das konzeptuelle Verständnis von wirtschaftlichen Grundsatzfragen ist jedoch von grosser Bedeutung, wenn man sich auch philosophisch mit ökonomischen Problemstellungen beschäftigen möchte. Wenn es beispielsweise um die Frage nach dem staatlichen Umgang mit der Umweltverschmutzung geht, muss man wissen, was das Prinzip eines öffentlichen Gutes ist, welche Rolle Eigentumsrechte in der Wirtschaft spielen und welche Handlungsoptionen des Staates welche ökonomischen Auswirkungen haben können.