Patenschaft zwischen Schweizern und Flüchtlingen

Voraussetzung für ein gutes Gelingen sind ehrliche, motivierte und aufgeschlossene Migrant*Innen und Schweizer*Innen

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    Mein Lebenspartner und ich begleiten seit einigen Jahren eine junge Migrantin als Paten. Damit ihre Identität geschützt bleibt, nennen wir sie nachstehend Aisha.

    Anlässlich einer 1. Augustfeier haben wir uns kennen gelernt.
    Mein Partner und ich sind beide im ‘aktiven Unruhestand’. Ich kann es nicht lassen, als Freiwillige bei Terre des hommes (Tdh), Kinderhilfswerk, tätig zu sein. Ich bin Mitglied von «Neve Shalom/Wahat al-Salam» und anderen Friedensprojekten.
    Ich bin Mutter von zwei erwachsenen Kindern und habe drei Enkelkinder. Mein Lebenspartner hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.
    Inzwischen bin ich für unsere junge Aisha ihre ‘Schweizer Mutter’ und sie ist ‘meine Tochter’.

    Es ist eine wunderbare Erfolgsgeschichte, die wir gerne teilen möchten.
    Der Auftakt war also der 1. August, der Nationalfeiertag der Schweiz. Bald darauf folgte eine grosse Fahrradtour um den Bielersee. 43 Kilometer und Aisha als Anfängerin mit dabei! Nach dieser schwierigen, doch wunderschönen Tour war die Angst für sie für immer überwunden, sich mit dem Fahrrad im Strassenverkehr zu bewegen.
    In unseren Gesprächen war immer wieder die Rede davon, dass die Sprache der Schlüssel zur Integration ist. Aisha wollte um jeden Preis Deutsch lernen!
    Von Seiten der Migrationsbehörden hatte sie das notwendige Niveau erreicht und daher keinen Anspruch mehr auf Sprachweiterbildung. Hier begann unser Ansatz: wir haben uns zusammengesetzt und Stiftungen angeschrieben, um einen Beitrag für Deutschkurse auf dem Niveau B zu erhalten. Wir haben mehr als 80 Briefe verschickt. Es war am Weihnachtstag, dem 24. Dezember, als eine Stiftung am Zürichsee einen Ausnahmebeitrag gesprochen hat. Welch ein Glück für uns!
    Aisha konnte sämtliche Deutschkurse mit Erfolg besuchen und zum Abschluss sind wir persönlich bei den Geldgebern vorbeigegangen und haben uns bedankt. Es war für alle eine Bereicherung und eine sehr schöne Begegnung.
    Aischas Ziel stand von Anfang an fest: Deutsch auf Hochschulniveau sprechen zu können. Also haben wir weiter nach Sponsoren gesucht und auch gefunden – wieder eine Stiftung!
    Aisha konnte sämtliche Kurse auf Niveau C besuchen und gleichzeitig Englischkurse belegen.

    Es folgten die Jahre an der Universität. Ihr wurde ein Stipendium zugesprochen. Sie hat Teilzeit gearbeitet, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Aisha schaffte den Abschluss mit einem MasterJ
    Seither arbeitet sie als geschätztes Teammitglied irgendwo in der Schweiz.

    Sie findet zwischendurch Zeit, sich in der Natur zu bewegen.
    Aisha ist für uns alle ein Vorbild in Sachen Durchhaltevermögen, Zielstrebigkeit, Unabhängigkeit, Seriosität. Sie hat sich alles selbst erarbeitet.

    Der Weg war sehr “steinig” und zeitweise äusserst beschwerlich. Es hat Augenblicke gegeben, da wollte Aisha aufgeben, hat geweint und war am Boden zerstört. Aber da war dieses Ziel, das Licht am Ende des Tunnels, das sie nicht aufgeben wollte.
    Wir alle sind echt stolz darauf, was Aisha erreicht hat.

    Wenn sie darüber nachdenkt, wem sie danken möchte, dann sind das:

    • Caritas und deren Begleiter*Innen
    • zwei Stiftungen, welche ihr Sprachkurse finanziert haben
    • zwei Frauen (inzwischen Freundinnen), die mit ihr Deutsch Konversation hatten und vieles mehr zusammen unternehmen
    • Freund*Innen, die sie auf ihrem Weg kennen und schätzen lernen durfte
    • Auch wir sind gegenseitig dankbar, dass wir uns begegnet sind. Diese Freundschaft ist uns sehr wertvoll und bereichert unser Leben.

    Aisha ist heute Teil unserer Familie. Sie ist voll integriert in unserer Gesellschaft. Wir wünschen ihr von Herzen nur das Beste auf ihrem weiteren Lebensweg!
    Wir möchten Ihnen allen diese Idee der Patenschaft zwischen Schweizer*Innen und Migrant*Innen ans Herz legen.
    Wir lernen so hautnah und persönlich Menschen mit Migrationshintergrund kennen und können uns mit ihnen solidarisieren.
    Es geht nicht um Geld! Aisha hat zu keiner Zeit finanzielle Unterstützung von uns annehmen wollen, dafür ist unser Asylwesen zuständig.
    Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, u.a. Hilfe im Alltag, eine Ansprechperson zu sein, ein Problem zu diskutieren...

    Menschennähe gleich Wärme!
    Schaffen wir Möglichkeiten, dass Schweizer*Innen persönlich Flüchtlinge kennen lernen. Daraus entsteht fast ausschliesslich Positives!

    Die Geflüchteten erhalten durch eine Patenschaft mit Schweizer*Innen die Möglichkeit, sich besser und effizienter in unserem Land zurecht zu finden, zu integrieren und so zwischenmenschliche Wärme zu erfahren.

    Leider ist es sehr kalt geworden unter uns Menschen.
    Im Grunde ist der Mensch nicht kalt, er hat nur Angst vor dem Fremden. Angst verhindert den Zugang zu seinem Herzen!

    "Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir es nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind."
    - Albert Schweizer

    Tun wir doch einfach etwas.