Themendossier Liebe

Lässt sich „romantische Liebe“ überhaupt definieren? Gibt es ungerechtfertigte, irrationale oder unmoralische Liebe? Und stimmt es tatsächlich, dass Liebe blind macht? Wie nähert sich die Philosophie der Liebe, wenn sie doch eine so äusserst individuelle Angelegenheit ist?

    „Im Grunde gibt es nur die Liebe“, sagte Picasso einst. Kaum ein Mensch durchläuft sein Leben, ohne früher oder später von jenen Gefühlen gebeutelt zu werden, welche als Liebe bezeichnet werden. Aber was ist Liebe überhaupt? Gibt es klare Kriterien, die Liebe notwendigerweise aufweist? Welchen Einfluss haben die kulturellen Vorbedingungen auf unsere Vorstellungen von Liebe?

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    Liebe

    Das Phänomen der Liebe begleitet den Menschen ein Leben lang. Beginnend mit der kindlichen Liebe den Eltern und Geschwistern gegenüber, über die „erste grosse Liebe“, hin zu meist langjährigen Beziehungen oder einer Ehe, die besteht, „bis der Tod euch scheide“.

    Die philosophische Perspektive auf die Liebe beleuchtet diejenigen Fragen, die sich manch einer in seinem eigenen Leben schon gestellt hat: Kann Liebe ungerechtfertigt sein? Ist die Parteilichkeit, welche die Liebe hervorbringt, moralisch wirklich unproblematisch? Was ist Liebe überhaupt? Weshalb lieben wir, wenn es doch eine so schmerzliche Angelegenheit sein kann, die von Enttäuschungen oder Verlustängsten begleitet wird?

    Das vorliegende philosophische Themendossier greift diese Fragen auf und versucht, mögliche Antworten aufzuzeigen. Vorwiegend, wenn auch mit gewissen Ausnahmen, ist in diesem Themendossier der Fokus auf die partnerschaftliche Liebe gelegt.

    Dabei sticht vor allem eines ins Auge: Die Liebe ist tatsächlich ein komplexes Geschäft!

    Da sie nicht einfach gelegentlich stattfindet oder sich auf gewisse Situationen reduzieren lässt, da sie eine Wechselseitigkeit bedingt und die Emotionen – und z.T. auch einschlägige moralische Wertesysteme – von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, fällt es besonders schwer, allgemeingültige Aussagen zu treffen.

    Wie es der St. Galler Philosophieprofessor Dieter Thomä zusammenfasst, geht es beim philosophischen Nachdenken über die Liebe immer um zweierlei:

    1. „Über sich selbst nachzudenken, also über das Verhältnis von Gefühl und Rationalität, den Stellenwert von Gefühlen für die personale Identität, die Eigenart menschlicher Freiheit.
    2. Geht es in der Liebe um eine (besondere) Beziehung zwischen Menschen: Nachzudenken ist also über die Hinwendung zum Anderen, die Art, wie man sich ein Bild von ihm macht, die Erwartungen und Risiken, die bei Beziehungen zwischen Menschen überhaupt auf dem Spiel sind, und über den Stellenwert der Liebe für die Moral.“ (1)

    Die Wichtigkeit, welche die Liebe, höchstwahrscheinlich für jede und jeden von uns, im eigenen Leben inne hat, sollte uns dazu motivieren, sich dieser Komplexität gedanklich zu stellen. Vielleicht lassen sich auf diese Art und Weise sogar neue Erklärungen zu einem der ältesten Phänomene der Menschheit gewinnen.

     

     


    Quelle:

    1. Dieter Thomä, Analytische Philosophie der Liebe, Mentis Verlag Paderborn 2000, S. 8