Philosophische Fragen der Psychologie und des Psychologiestudiums

Als Studentinnen und Studenten der Psychologie befinden wir uns in einem riesigen Forschungsfeld, welches vom Paradigma empirischer Daten, quantitativer Methoden und klaren wissenschaftlichen Standards strukturiert wird. Uns wird beigebracht, wie sich subjektive menschliche Erfahrung quantifizieren und operationalisieren lässt. Wir lernen, wie unser Verhalten mit der komplexen und undurchsichtigen Struktur von Synapsen und Neurotransmittern zusammenhängt und was wir daraus für Gesetze ableiten können. Jedes Semester müssen wir dafür Hunderte von «Fakten» auswendig lernen und diese (meistens) Wort für Wort wiedergeben können.

So ist es wenig erstaunlich, dass neben dem enormen Lern- resp. Merkaufwand, welcher damit verbunden ist, nur wenig Zeit dafür bleibt, tatsächlich auch zu denken, d.h. sich zu fragen, was diese «Fakten» neben ihrer Verwendung im prüfungsrelevanten Kontext sonst noch alles bedeuten könnten oder ob es überhaupt sinnvoll ist, wie sie vermittelt werden.

Wofür werde ich eigentlich mit den vielen Multiple-Choice-Prüfungen vorbereitet? Gibt es auch noch andere Forschungsmethoden als die quantitative Statistik? Wieso haben wir eigentlich noch nie etwas von Freud, Jung oder Adler gelesen?  

Das Ziel des vorliegenden Themenschwerpunktes ist es deshalb, diese Lücke zu schliessen und eine Plattform zu schaffen, auf der Studierende der Psychologie ihr Studium kritisch hinterfragen und ihre eigene Perspektive auf die menschliche Psyche und deren Umgang im Kontext der Psycho-logie – der "Wissenschaft der Seele" – erweitern können. “Philosophische Fragen der Psychologie und des Psychologiestudiums” soll eine Quelle der Inspiration und des intellektuellen Austauschs für all diejenigen sein, die sich im Kontext der Schnittstelle von Psychologie und Philosophie wagen "über den eigenen Tellerrand hinweg zu schauen".