eine Veranstaltungsreihe von Philosophie.ch im Café Kairo in Bern

Gesellschaftlicher Nervenkitzel

Mit unangenehmen Fragen den Finger in die Wunde legen und durch konstruktive Streitgespräche Fortschritt erzielen: Das ist das Geschäft der Philosophen! So wird es im Café Kairo behauptet.

Im Café Kairo in Bern wird im Herbst 2018 jeweils am ersten Montag im Monat ab 19 Uhr philosophiert.

    Im Café Kairo in Bern wird im Herbst 2018 jeweils am ersten Montag im Monat ab 19 Uhr philosophiert: Im Fokus stehen dabei diejenigen Themen, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden, wie das postfaktische Zeitalter, die #metoo-Debatte, die Frage nach den Grenzen der Toleranz und wie der Mensch für die Entwicklung seiner Identität verantwortlich sein kann.

    3. September 2018 mit Prof. Dr. Claus Beisbart
    Wahrheit – alles bloss ein Fake?

    Der Berner Professor Claus Beisbart steigt am 3. September mit "Mr. President Trump" in den Ring, um herauszufinden, ob Wahrheit nur ein Konstrukt ist, mit dem wir uns selbst belügen. Wir setzen den Finger dort an, wo es weh tut: Unser Unbehagen an fake news. Gibt es Wahrheit also doch?

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    Die Wahrheit wird oft in Sonntagsreden beschworen: Die Wissenschaft soll die Wahrheit finden; die Menschen sollen einander die Wahrheit sagen. Aber inwieweit ist die Wahrheit ein sinnvolles Ideal? Ist die Wahrheit letztlich nur ein Konstrukt, mit dem wir uns selbst belügen, wie Friedrich Nietzsche meinte? Oder zeigt das Unbehagen an fake news, dass doch etwas an der Wahrheit dran sein muss?

    1. Oktober 2018 mit Dr. Federica Gregoratto
    ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Gefährliche Liebe: über die #metoo Bewegung

    Ungewöhnlich direkt geht auch die Philosophin Federica Gregoratto an die #metoo Bewegung heran: Sie will wissen, wie wir uns als freie sexuelle Subjekte entfalten können und zeigt, wie wir die sozialen Normen kritisch hinterfragen können, statt Individuen moralisch zu verurteilen. Liebe ist und bleibt gefährlich!

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    Rund um die #metoo Bewegung drehen sich die unterschiedlichsten Fragen und Perspektiven. Wir fragen deshalb: Was kann die Philosophie der Liebe und der Sexualität beisteuern, um die Auseinandersetzung zwischen Befürworter und Kritikern der #metoo Kampagne besser zu verstehen?
    Diskutiere mit uns folgende Vorschläge:

    • Freiheit statt Zustimmung: Warum das Einverständnisparadigma mangelhaft ist und was es bedeutet, sich als freie sexuelle Subjekte entfalten zu können.
    • Sozialkritik statt moralische Empörung: Warum es langfristig wirkungsvoller ist, die sexuelle Begegnungen strukturierenden sozialen Normen kritisch zu hinterfragen, als Individuen moralisch zu beurteilen.

    5. November 2018 mit Dr. Christian Budnik und Psychoanalytikerin Dr. phil. Marianne Meister
: Selbstverantwortung und Identität

    Die Philosophie zeigt sich aber noch mehr als Störenfried in den gewöhnlichen Debatten, wenn es um das Thema Selbstverantwortung geht: Der zum Thema Identität forschende Philosoph Christian Budnik diskutiert mit der Psychoanalytikerin Marianne Meister, inwiefern Personen sich ändern und wie man für sich selbst Verantwortung übernehmen kann, wenn man doch gar nicht so genau weiss, wer man einmal sein wird.

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    Jeder von uns hat schon einmal für sich selbst Verantwortung übernommen. Wir fragen nach, ob das wirklich so einfach ist, wie es auf den ersten Blick scheint: Schliesslich ändern wir uns über die Zeit hinweg! Oder wie kann es sein, dass wir dieselben Personen sind, die wir schon vor Jahrzehnten waren? Es hat sich doch so viel geändert! Was bestimmt eigentlich, wer wir wirklich sind? Haben Personen so etwas wie einen Kern?
    Ausserdem diskutieren wir an diesem Abend:

    • Was ist darunter zu verstehen, dass Personen, die ein besonders eindringliches Erlebnis hatten, mit einem Mal nicht mehr dieselben sind?
    • Kann man für die Entwicklung der eigenen Identität verantwortlich sein? Was sind die Bedingungen für eine ungestörte Identitätsentwicklung?

    3. Dezember 2018 mit Dr. Christian Maurer: Grenzen der Toleranz

    Im Café Kairo in Bern wird im Herbst 2018 jeweils am ersten Montag im Monat ab 19 Uhr philosophiert: Im Fokus stehen dabei diejenigen Themen, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden, wie das postfaktische Zeitalter, die #metoo-Debatte, die Frage nach den Grenzen der Toleranz und wie der Mensch für die Entwicklung seiner Identität verantwortlich sein kann.

    Auch am Abend, der die Reihe am 3. Dezember abschliessen wird, ist gesellschaftlicher Nervenkitzel angesagt, wenn der Zwiespalt der Toleranz hervorgehoben wird: Einerseits wird Toleranz als Laschheit gegenüber störenden Zuständen angekreidet, andererseits wird sie als Verklemmtheit gegenüber vernachlässigten Unterschieden angegriffen. Die Toleranz wird heftig kritisiert und diskutiert, aber wo sind die Grenzen der Toleranz tatsächlich?

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    Eine tolerante Haltung, so wird häufig behauptet, ist dort angemessen, wo wir uns in Bezug auf wirklich wichtige Dinge wirklich uneins sind. Nun wird aber Toleranz immer wieder heftig kritisiert, und zwar aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven: Einerseits wird sie als eine zu weit gehende Laschheit gegenüber Zuständen angeklagt, gegen die wir uns eigentlich empören und auflehnen sollten. Andererseits wird sie als Verklemmtheit gegenüber Unterschieden angegriffen, die vielmehr eine Begegnung mit Wertschätzung verdienten. Was nun?


    Den oft formulierten Vorwurf an die Philosophen lässt der Verein Philosophie.ch nicht gelten: Wo seid ihr bloß, wenn man euch braucht und was nützt ihr überhaupt? „Wer sucht, der findet“, ist eine mögliche Erwiderung bezüglich der mangelnden öffentlichen Wahrnehmung, und zwar „einen reich gedeckten Tisch an Diskussionsstoff“! Das Onlineportal Philosophie.ch zeigt auf vielfältige Weise, dass Philosophie viel mehr sein kann, als ein isoliertes Nachdenken im Elfenbeinturm. Über 800 Texte von mehr als 600 Autorinnen laden zum kostenlosen scrollen, browsen und lesen ein. Ob Fake-News, #metoo, Datenschutz oder Verantwortung für den Klimawandel: Die Philosophie nimmt die Themen unter die Lupe. Und auch die Reihe im Café Kairo zeigt, wie die Philosophie mit unangenehmen Fragen die Debatten über Themen des aktuellen Zeitgeschehens anstoßen kann, und jeden einzelnen und somit auch die Gesellschaft zu Reflexion und konstruktiven Streitgesprächen anregt.