Buchnotiz

Beat C. Sauter: homo scarabaeus

Grenzgang: Leben und Sterben in Würde

    Text des Autors

    Seit drei Jahren beschäftige ich mich mit einem Thema, das mich seit Jahrzehnten immer wieder begleitet hat: Würde.

    Über dieses Thema habe ich nun ein Buch mit dem Titel homo scarabaeus geschrieben, das soeben veröffentlicht wurde: dieses Buch passt in die heutige Zeit, in eine Krisenzeit. Es zeigt den Unterschied von Sinn und Bedeutung des Würdeverständnisses und betrachtet die Ähnlichkeiten der Beziehung zwischen dem Menschen und dem heiligen Käfer (Skarabäus). Diese Beziehung ist eine Krisenbeziehung und doch eine vielversprechende. In der heutigen Zeit wird der Skarabäus lediglich als Mistkäfer gesehen. Im alten Ägypten wurde dieser Käfer aber wegen seiner mysteriösen Tätigkeit, dem Drehen von Mistkugeln, verehrt. Nicht etwa, weil er nur Mistkugeln drehte, sondern weil daraus junge Skarabäen krochen. Den Zusammenhang des Zeugungsvorganges und des Nestbaus haben die alten Ägypter nicht gekannt und anders gedeutet. Sie haben diesem Käfer übersinnliche, göttliche Kräfte zugesprochen: in seine Mistkugeln deuteten sie die Sonne, worin die Ägypter die höchste göttliche Ausdrucksform sahen. Ihre Beziehung zu diesem Käfer war, obschon auf fiktiver Grundlage, eine intakte und sehr respektvolle. Denn immer, bevor der Nil über die Ufer trat, flüchtete der Käfer in die Häuser der Menschen, er «warnte» sie vor dem Ereignis und brachte in der Krise zugleich die frohe Kunde bevorstehenden Glücks, denn das Wasser bedeutete Fruchtbarkeit der ausgetrockneten Böden und verhiess eine nahrhafte Ernte. Das Vielversprechende dieser Beziehung fusste demnach aus Sicht der Menschen auf leicht überhöhten Annahmen.

    Käfer können, zumindest aus der Sicht von Menschen, keine eigene Stellung nehmen und kein Selbstbild von sich machen. Menschen hingegen schon. Käfer können demgemäss nicht erkennen, ob sie von anderen als göttlich oder als banal irdisch empfunden und behandelt werden. Menschen kennen diese Unterschiede aber sehr wohl. Menschen sehen sich und ihresgleichen in ihrer Bedeutung gerne als etwas Wichtigeres, als sie in Tat und Wahrheit sind. Sie überhöhen ihrer Stellung, um besser vor sich selbst und anderen dazustehen. Bedeutung und Sinn ihres Daseins sind immer wieder Grund für Kränkungen und grober Täuschungen ihrer selbst und anderer. Im Unterschied zu den Käfern müssten die Menschen von diesen Täuschungen wissen. Den meisten Menschen ist jedoch im gleichen Masse wie dem Käfer unklar und meistens unbekannt, dass sie sich um Würde als Gut selbst bemühen müssen.

    Wenn die Menschen mit ihrem je eigenen, unmittelbaren Tod als Sterbliche konfrontiert werden, erinnern sie sich oftmals an diese Würde, die sie vielleicht nie gekannt, immer gesucht, selten in Anspruch genommen und oft verschmäht hatten. Plötzlich wird ihnen immer klarer, wieviel Sinn es machen würde, sich um Würde zu kümmern…
    Das Buch ist bei Amazon erhältlich, hier ist der Link:
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