Ethik und Moral
Eine gängige Art, die Begriffe „Ethik“ und „Moral“ auseinander zu halten, ist es, die Ethik als wissenschaftliche Disziplin der praktischen Philosophie zu verstehen. Die Moral wird dann als Orientierung an bestimmten Werten eines Individuums, einer Gruppe oder gar einer Gesellschaft aufgefasst. Sie ist also ein Normensystem über menschliche Verhaltensweisen und somit sozialer Art. Die Ethik als Disziplin reflektiert die Moral und beschäftigt sich grundsätzlich damit, was gutes oder schlechtes Handeln ausmacht, wie der Mensch handeln sollte und warum er so (und nicht anders) handeln sollte. Sie beschäftigt sich zudem auch mit spezifischen Moralvorstellungen, Werten und Normen.
Häufig wird die Ethik als Disziplin folgendermaßen dreigegliedert:
- Deskriptive Ethik (beschreibend): Welche Moralen gibt es? Der Vergleich der Moralen führt dann zur Reflexion und bildet die Basis für die Infragestellung der vorherrschenden moralischen Praxis.
- Normative Ethik (rechtfertigend): Sie sucht Antworten darauf, welche Handlungen als richtig oder falsch gelten können, wie gehandelt werden sollte und welche ethischen Richtlinien zur Bewertung geeignet sind.
- Metaethik (grundsätzlich): Welchen Status haben die moralischen Begriffe, Aussagen, Argumentationen ihrem Wesen und ihrer Logik nach?
Handlungen und klassischer vs. moderner Verantwortungsbegriff
Was als moralisch richtig gelten soll, das muss gut begründet, vernünftig und auch für andere nachvollziehbar sein. Wie bewerten wir also unsere Handlungen moralisch? Ist es beispielsweise moralisch verwerflich, zu lügen?
„Handlung“ wird meist als ein absichtliches, willentliches Tun definiert. Um ein solches Tun also angemessen bewerten zu können, lohnt es sich, einen Blick auf den Begriff der Verantwortung zu werfen.
Beim klassischen Verantwortungsbegriff geht man von der Verantwortung für eine negative Handlungsfolge aus. Dabei sind zwei Aspekte wichtig: das Individuum und die Kausalität. Als verantwortlich gilt derjenige (Individuum), der durch seine Handlung ein Ereignis kausal bewirkt. Somit haben wir das Individuum als Handlungssubjekt. Verantwortung kann also – im klassischen Sinne – nur einem Subjekt zugeschrieben werden, das auch über die Fähigkeit verfügt, zu handeln (Handlung als absichtliches, willentliches Tun), sowie auch über seine Handlungsfolgen reflektieren zu kann.
Im Gegensatz dazu steht der moderne Verantwortungsbegriff, der sich nicht mehr nur auf Handlungsfolgen, sondern nun auch auf erwünschte zukünftige Handlungen und positive Zustände (beispielsweise Weltfrieden). Im klassischen Sinne bezieht sich Verantwortung also auf das (schuldhafte) Handeln, wohingegen neu im modernen Denken auch ein Nicht-Handeln Gegenstand der Verantwortungszuschreibung gelten kann. Beispielsweise kann ich dafür verantwortlich gemacht werden, wenn ich es unterlasse, in einer Notsituation zu handeln.
Wann sind wir verantwortlich?
Zunächst gibt es das Subjekt der Verantwortung, dabei wird geklärt, wer für Etwas (z.B. Handlungskonsequenzen) einzutreten hat. Das Objekt der Verantwortung ist dasjenige, wofür ein Subjekt verantwortlich ist. Das können beispielsweise Handlungen, Entscheide und Unterlassungen sein, aber auch erwünschte Zustände (Geltung der Menschenrechte) oder Vermeidung negativer Konsequenzen sein (Menschenhandel). So kommen wir zu der Frage der Verantwortungsrelation zwischen dem Subjekt und dem Objekt der Verantwortung: Welche Verantwortungsbeziehung besteht? Dafür muss man als Grundlage die Einflussmöglichkeit des Subjektes auf das Objekt der Verantwortung überprüfen: Wie weit reicht die Verantwortung des Subjekts?
Bin ich also (mit-)verantwortlich für den Klimawandel, obwohl dieser ein globales Phänomen ist und nicht in meinen direkten Einflussbereich fällt?
Wie steht es etwa um die Frage, ob ich Tiere essen darf?
Was ist der Homo analogus?
Und sollte ich eigentlich boykottieren?
Literatur:
Ethik, Gesellschaft, Kultur - oder welche Jobs Laborantenmäuse sonst so haben von Doreen Grusenick.
Ethik, Moral und Verantwortung: http://www.imzuwi.org/skripten/theorie_335215/I.pdf