Mit dem Monat Mai tasten wir uns langsam aber sicher näher an das zweite grosse Thema dieser Blogreihe, nämlich „Wahrheit“, heran. Wahrheit ist an sich einer der zentralen Begriffe der Philosophie. Man unterscheidet beispielsweise zwischen logischer und faktischer Wahrheit, oder man sieht die Wahrheitsbedingung als wichtigen Teil der Definition von „Wissen“ an.[1] Seine Ursprünge hat „Wahrheit“ als philosophisches Thema bereits in der Antike. So meint beispielsweise Aristoteles, dass wenn ich von der Welt sage, sie sei „so und so“, so ist dies genau dann wahr, wenn die Welt auch tatsächlich „so und so“ ist. Diese Definition von Wahrheit wirkt auf den ersten Blick zugegebenermaßen einleuchtend. Doch was passiert mit der Wahrheit in unserer Gesellschaft der Gegenwart?
Ein lang und breit diskutiertes Thema ist aktuell die wiederkehrende Debatte um die sogenannten „Fake-News.“ Um ein Beispiel zu nennen, widmet ZEIT online unter dem Titel „FAKE-NEWS. Wenn die Wahrheit stirbt?“ gar eine ganze Sammlung an Reportagen, Artikel und Interviews dem zeitgenössischen Phänomen der „gefälschten Nachrichten“. Fake-News sind eigentlich alle möglichen Informationen, die unter dem Deckmantel in der Öffentlichkeit verbreitet werden, einen Wahrheitsanspruch zu haben. Mit Aristoteles könnte man also sagen, dass man (absichtlich) Aussagen über die Welt trifft, die aber mit der tatsächlichen Welt nicht übereinstimmen, sie aber trotzdem als Wahrheit ausgibt. Der Begriff „Fake-News“ wird denn auch tatkräftig in politischen Debatten gebraucht und journalistisch hochgeschaukelt, so zum Beispiel der kürzlich formulierte Vorwurf an den Bundesrat wie an die Schweizerische Nationalbank, rund um die Vollgeldinitiative und der Frage, ob diese offiziellen Instanzen Falschinformationen verbreiten (Tagesanzeiger online vom 17. Mai 2018).
Dem Phänomen der Fake-News werden wir nicht entkommen, umso wichtiger ist es dann also, Fake-News als solche zu erkennen und mit einem geschulten sowie kritischen Nachdenken nicht einfach „alle Wahrheiten“ zu glauben. Dabei kann die Philosophie helfen.
So beschreibt Lukas Germann in seinem Blogbeitrag „Mit philosophischer Skepsis gegen Privatwahrheiten“ eine bestimmte skeptische Haltung, mit der vermeintliche Wahrheiten bezweifelt werden sollten, damit man nicht in ihre Falle tappt.
Anja Leser beschäftigt sich in „Künstliche Intelligenz als philosophisches Problem?“ unter anderem mit der Frage, wie wir Computerprogrammen gegenüberstehen, die selbstlernend sind und ob man die KI für Ihre „Handlungen“ verantwortlich machen kann.
In „Religionsethik“ plädiert Dagmar Fenner für die Wichtigkeit von Religionsethik, die sich mit den ethischen Fragen im Zusammenhang mit Religionsausübung, unabhängig von den Konfessionen und ihren Wahrheitsansprüchen verschiedener Religionen, befasst.
Welche Wahrheit lebt ein Aussteiger? So lautet die zusammenfassende Frage des Beitrags von Alexander Fischer, der mit sozialphilosophischem Blick in „Zellen des Immunsystems der Gesellschaft.“ den Aussteiger als Beschrieb der Gesellschaft ausmacht.
[1] Die Standard-Definition von Wissen beschreibt Wissen als eine wahre, gerechtfertigte Überzeugung.
Weiterführende Literatur zu Wahrheit
„Was ist Wahrheit?“ beantwortet von unserem Vize-Präsidenten Philipp Blum.
„Was ist eigentlich Wahrheit?", Kurz-Video von Philosophisches Kopfkino, 3sat.
Erwähnte Literatur zu Fake-News
Themenseite „FAKE-NEWS. Wenn die Wahreit stirbt?“ bei ZEIT online.
Fake-News Vorwurf bei der Vollgeld-Debatte, Tagesanzeiger, 17. Mai 2018.