Welches ethische Vokabular ist geeignet, die ethische Brisanz der Klimakrise zu adressieren?

Das Unrecht der Klimakrise

Wir leben in einer Klimakrise, die sich stetig verschlimmert. Für immer mehr Menschen und für immer größere Teile der Natur wird die Situation auf der Erde bedrohlich.

    Der Text beruht auf einem Impulsvortrag in der gemeinsamen öffentlichen Ringvorlesung "Klima - Körper - Kultur" der Musikhochschule, der Technischen Hochschule und der Universität zu Lübeck in der Kirche St. Petri am 25. Mai 2022. Video (11 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=c0-3tETXZTs

     

    Wer wäre heute noch so töricht, das Wärmerwerden lediglich für eine vielleicht sogar noch ganz glückliche Fügung des Schicksals zu halten? (Im Süden Englands kann Wein angebaut werden; die Vegetationsgrenze in den Alpen verschiebt sich nach oben; Schiffspassagen durch die Arktis öffnen sich.) Unter denen, die sich von opportunistischen Vorteilen nicht ablenken lassen und den Tatsachen offenen Auges entgegenstellen, herrscht Einigkeit, dass es im Ganzen gesehen weder für die Biodiversität, die Ökosysteme noch für die Menschen zuträglich ist.

    Für diejenigen, die das sehen, braucht es kein kompliziertes Argument, um die Pflichten zu erkennen, Emissionen rasch und drastisch zu reduzieren. Weil bekannt ist, bei welchen menschlichen Aktivitäten CO2 , Methan und andere Treibhausgase entstehen, und weil wir auch wissen, wie sie reduziert oder vermieden werden können, ist es auch einfach zu sehen, welche Maßnahmen die Emissionen senken. Die Probleme beginnen bei der Verwirklichung, weil viele Maßnahmen nicht nur persönliche Verhaltensänderungen verlangen, sondern auch strukturelle Transformationen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wirtschaft und Gesellschaft sind komplexe und vergleichsweise träge Gebilde, in denen es mächtige Akteure und Institutionen gibt, die sich bisher einem hinreichend raschen Wandel entgegen stellten.

    Ich möchte zunächst diese Widersprüchlichkeit beschreiben, die sich zwischen Einsicht und Trägheit der Systeme darstellt, um im zweiten Teil die moralische Bedeutung der Klimakrise als Unrecht genauer erfassen zu können.

     

    I

    Die Situation ist paradox, weil trotz Einsicht in die Zusammenhänge und trotz aller Anstrengungen zur Reduktion, die jährlichen Emissionen global gesehen nicht zurückgehen. Zwei Zeilen aus einem Gedicht von Ronya Othmann beschreiben diese kollektive Wahrnehmung einer Katastrophe treffend:

    du hast die Katastrophen beziffert, ihnen Namen gegeben,
    und trotzdem.
    Aus: “ich habe gesehen”[1]

    Othmanns starke Gedichte handeln von Migration, Flucht und Krieg. Sie können mit Blick auf die Gewalt gelesen werden, die in der Erderhitzung liegt und die von ihr auf alles Leben auf der Erde ausgeht. Die Klimakrise ist erforscht und vermessen, seit langem. Die Fakten liegen auf dem Tisch. Wir wissen, wie der CO2 - Spiegel in der Erdatmosphäre gestiegen ist und dass er unentwegt weiter steigt, sogar exponentiell, trotz aller bisheriger Maßnahmen, trotz aller politischer Versuche, trotz Kyoto 1992, Paris 2015, trotz stärkerer Klimapolitik in den letzten Jahren auf nationalen und kommunalen Ebenen und trotz der Sparbemühungen von Unternehmen. Die Katastrophe ist also beziffert; wir haben ihr Namen gegeben. Und trotzdem ist sie da und vergrößert sich weiter, von Menschen verursacht, von Menschen geduldet. Von Menschen verantwortet? Niemand kann dafür die Verantwortung tragen. Wir wissen, wo die Ursachen liegen, was alles CO2 und andere Treibhausgase produziert. Trotzdem geht es so weiter, mit leichten Anpassungen, die viel zu gering sind, um weltweit einen Einfluss zu haben. Das ist Teil des Sachverhalts, der heute mit dem Wort Klimakrise bezeichnet wird.

    Man streitet sich darüber, wie dringlich einschneidende Änderungen sind, und welche möglichst wenig einschneidenden Änderungen am dringlichsten vorgenommen werden sollen. Man streitet aber heute immerhin nicht mehr über das Phänomen selbst. Die meisten geben inzwischen zu, dass sich das Klima erwärmt, dass das auch an Wetterphänomenen spürbar ist und dass die Erhitzung menschlich verursacht ist. Man streitet sich aber weiter darüber, was aus diesem Sachverhalt folgt. Nicht alle Debatten werden argumentativ ausgetragen. Viele Kämpfe vollziehen sich wortlos, in den Wirklichkeiten, die so starr und robust sind wie ein einmal gebautes Straßennetz, eine Auto- Lastwagen- und Flugzeugflotte, eine so und so funktionierende Weltwirtschaft, eine einmal eingerichtete Energieversorgung. Sie sprechen die Sprache der Faktizität. Aber es wird auch in Worten diskutiert. Etwa darüber, wie schnell die notwendigen Änderungen vorgenommen sein können oder sein müssen? Welche zuerst? Welche könnte man doch noch aufschieben, um den Nutzen, von dem wir ja alle profitieren, nicht zu gefährden? Wie starke Eingriffe in die Freiheiten zur Emission von Treibhausgasen sind heute gerechtfertigt? Welche viel schmerzlicheren Einschränkungen werden dafür morgen notwendig sein? Wer muss im Kleinen und im Großen die Lasten tragen?

    Das Phänomen besteht also nicht nur in den weiterhin steigenden Emissionen, in den Durchschnittstemperaturen, in den wahrnehmbaren Wetterveränderungen, den häufigeren und schimmeren Unwettern, den trockenen Sommern, im Stress, der auf den Ökosystemen lastet, z.B. auf den Wäldern, den ausgebleichten Korallenriffen auf einer dadurch teilweise schon zerstörten Erde. Das Phänomen besteht auch im Fehlen einer adäquaten, hinreichend tiefgreifenden Antwort. Auch wenn vieles gemacht wird, etwa die Förderung der Elektromobilität und der Einbau von Wärmepumpen, reicht das offensichtlich nicht aus. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor, von Öl- und Gasheizungen ist wohl ein Teil einer Lösung. Aber die bisherigen Anstrengungen reichen bei weitem nicht aus, wie die Kohlendioxid-Kurve deutlich zeigt.

    Wenn diese Prozesse naturgegeben wären und durch menschliches Zutun nicht umgelenkt werden könnten, so wäre der Klimawandel ein großes Unglück, das über die Menschheit und über die gesamte Biosphäre hereinbricht, aber als solche keine Ungerechtigkeit.[2] Weil aber der Zusammenhang zwischen fossilen Energien, Treibhausgasemissionen und Klimaeffekten schon seit vielen Jahrzehnten bekannt ist, wäre eine Katastrophe vermeidbar gewesen, vielleicht ist sie immer noch vermeidbar. Entsprechende Maßnahmen wären vor 20 oder gar 30 Jahren noch erheblich einfacher zu bewerkstelligen gewesen als sie heute sind. Man hat sie entweder bewusst nicht getroffen, oder man mit Blick auf den wirtschaftlichen Profit viel zu zögerlich. Es gab auch wichtige Verringerungen. Aber Emissionserhöhungen an anderer Stelle haben mühevoll erreichte Senkungen immer wieder wieder überholt. Sparsamere Autos etwa, aber mehr Autos. Besser isolierte Häuser, aber mehr Wohnraum pro Kopf. Man nennt dieses Phänomen Rebound-Effekt.[3]

    Wir haben der Katastrophe Namen gegeben. In den 80er  und 90er Jahren hieß sie Klimaerwärmung (“global warming”). Die Regierung von G. W. Bush ab 2001 hat “climate change” bevorzugt und sich damit durchgesetzt. Naturwissenschaftlich gesehen, spricht allerdings auch einiges für den Begriff Klimawandel, statt Klimaerwärmung, weil die Erwärmung nur ein Teil des Phänomens ist. Von Seiten der Bush-Regierung war es aber eine gezielte Verharmlosung, damit man länger so weitermachen konnte wie bisher.[4] Greta Thunberg mahnte, dass die Machthabenden noch nicht erkannt haben, dass es eine Krise ist, und prägte das Wort Klimakrise (“climate crisis”). Sie ist bestimmt viel gravierender und auch komplexer als die Covid-19-Krise oder die Finanzkrise es waren, die auch als Krisen bezeichnet wurden. Deshalb zögere ich selbst beim Wort Klimakrise und nehme dafür das Wort Erd- oder Klimaerhitzung. Genauer ist es eine Erd- oder Klimaüberhitzung. Das sagt aus, dass eine Schwelle überschritten wurde, bevor notwendige Maßnahmen ergriffen wurden und bevor sie in der Wirklichkeit greifen.

    Für die Ethik sind die Worte, die wir verwenden, um ein Problem zu benennen, nicht belanglos, denn sie rahmen das Problem in einer bestimmten Weise. Handelt es sich bei den Klimaeffekten um lästige Nebeneffekte, die man korrigieren muss, also um Fehler, die, wenn man sie einmal erkennt, auch vermeidbar sind? Oder befinden wir uns nicht längt im Bereich des Unrechts, weil vermeidbares Leid im gro0en Stil bewusst in Kauf genommen wurde? Wenn wir von den alarmierenden Effekten auf die globale Ernährungskrise lesen, die das überhitzte Klima hat, jetzt schon und noch viel stärker in den kommenden Jahren, und wenn Nahrung ein Grundrecht ist, auf dessen Erfüllung alle Anspruch haben, müssen wir Unrechtsvokabular benutzen. Das Wort Klimaüberhitzung sagt, dass der Wandel, den wir beobachten, problematisch und schädlich ist. Selbstverständlich ist die Temperaturerhöhung verknüpft mit weiteren Veränderungen: Luft- und Wasserströmungen, Wetterereignisse, sowie Verluste an Biodiversität.

     

     

    II

    Weil die menschengemachte Klimaerwärmung das Leben anderer Menschen, Tiere und Pflanzen gefährdet, gibt es ausreichend viele und auch genügend starke moralische Gründe, weshalb Menschen diese weder erwirken, weiter zu ihr beizutragen, oder sie duldend in Kauf nehmen dürfen. Es ist moralisch falsch, dies zu tun, weil es die Rechte der Betroffenen verletzt. Die Klimakrise ist ein Abgleiten ins Unrecht.

    Wie könnte es rechtfertigbar sein, das Erdsystem in Tumult zu bringen, weil einige privilegierte Bevölkerungsgruppen und große Konzerne Wohlstand und Profit daraus schlagen? Es gibt zweifellos verschiedene Grade der Verwerflichkeit bei diesem komplexen Handeln der Industriegesellschaften. Und es sind auch die Nutzen zu berücksichtigen, die für Menschen aus dem Verbrennen fossiler Energieträger entstehen. Aber die Klimaerhitzung selbst, also diese Wirkung des ‘fossilen’ Wirtschaftssystems auf die Biosphäre, liegt eindeutig auf der negativen Seite der moralischen Skala.

    Eine Ethik des Negativen muss differenzieren - in einer Gemengelage von schuldhaftem Verhindern einer ökologischen Veränderung, die von den Kreisen ausging, die an der Förderung, an der Raffinierie, am Vertrieb und vom Konsum fossiler Energieträger profitieren, von halb-unschuldigem Mitmachen und einem halb-bewusstem In-Kauf-Nehmen. Es hilft nicht weiter, ungerechte Vorwürfe zu machen. Man darf sich aber auch nicht scheuen, Unrecht als Unrecht zu benennen. Bei der Klimakrise handelt es sich in der Tat um Unrecht im eigentlichen Sinn der Verletzung von Rechten.

    Unrecht ist das Gegenteil von Recht, also eine Verletzung von Recht und entsprechend eine Verletzung von Rechten. Nun stellt aber die Emission von Treibhausgasen in den meisten geltenden Rechtsordnungen noch kein Strafdelikt dar. Es kann sich deshalb nicht in erster Linie um Unrecht im strafrechtlichen Sinn handeln. Dass es nicht illegal ist, mehr Treibhausgase zu emittieren, als wieder aus der Atmosphäre resorbiert werden kann, ist Teil des Problems. Verschiedene Staaten haben in den letzten Jahren begonnen, neue Gesetze zu erlassen, um ihren Verpflichtungen unter dem Pariser Klimaabkommen genüge zu tun. Das nach der Aufforderung durch das Bundesverfassungsgericht nachgeschärfte deutsche Klimaschutzgesetz in der Fassung von 2021 beispielsweise ahndet Übertretungen bei den gesetzlich festgelegten Emissionsobergrenzen als Ordnungswidrigkeit mit einer Buße bis zu 50 000 Euro (Bundes-Klimaschutzgesetz, § 6). In der Schweiz wurde ein entsprechendes ‘Bundesgesetz vom 25.09.2020 über die Verminderung von Treibhausgasemissionen (CO2-Gesetz)’, das Reduktionsziele und Abgaben festgelegt hätte, aber 2021 mit einer Nein-Mehrheit von 51,6% in einer Volksabstimmung abgelehnt. Die Rechtslage ändert sich zwar schrittweise, aber zu langsam. In der Kriminologie gibt es den Terminus ‘state-corporate-crime’. Das sind zum Teil illegale, zum Teil aber bloß ethisch verwerfliche Kollusionen zwischen Regierungen und Industrien, die dazu führen, dass bestimmte Lobbygruppen auf Kosten des Staates und der Gesellschaft Gewinne machen können. Michael Lynch, Ronald Burns und Paul B. Stretesky haben ihn auf die Klimapolitik der konservativen US-Regierung unter George W. Bush angewendet.[5] Obwohl der Schaden nicht ein spezifisches Ziel der meisten staatlich-korporativen Verbrechen ist, besteht - neben formalen Gesetzesverletzungen - der Unrechtscharakter dieser Kollusionen in dem Schaden an Bürger:innen, ihren Nachkommen und der Umwelt, der als deren Folge entsteht und ganz bewusst in Kauf genommen wurde. Eine ähnliche Analyse könnte man zur Klimapolitik der Trump-Administration machen, die massiv wissenschaftliche Evidenz ignoriert oder verdreht hat und aus dem Pariser Klima-Abkommen ausgetreten ist.

    Das Unrecht der Klimaerhitzung besteht - im moralischen Sinn - auch dort, wo noch keine Gesetze gebrochen wurden. Das Unrecht besteht in der Gewalt an Menschen - gegenwärtigen und zukünftigen - und in der Gewalt an der Biosphäre. Entsprechend hat das moralische Unrecht der Klimakrise unmittelbar drei Dimensionen:

    • Unrecht an gegenwärtigen Menschen: im Verhältnis zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden, von Verursachern zu Vulnerablen, von Nutznießern in den Industrieländern zu Betroffenen, mehrheitlich im Süden.[6]
    • Unrecht in die Zukunft hinein: gegenüber Kindern und deren Nachkommen, die in einer Welt leben werden, die weniger wirtlich ist, weniger Lebensmöglichkeiten zulässt. Ihre Rechte auf natürliche Lebensgrundlagen, damit auch ihre Freiheitsrechte, die unsere Generationen in den Industrieländern seit den 60er und 70er Jahren selbstverständlich beanspruchen. Diese Rechte der zukünftigen Generationen werden verletzt.[7]
    • Unrecht an der Biosphäre: Schäden an der Biosphäre entstehen durch die ökosystemischen Zusammenhänge, die durch die erdgeschichtlich gesehen abrupte Klimaveränderung auseinanderfallen. Es sterben Arten aus, eingespielte Lebenszusammenhänge zwischen verschiedenen Spezies können nicht weitergehen oder werden auseinandergerissen. Um von diese Effekten zu erfahren, die nicht alle von bloßem Auge sichtbar sind, müssen wir auf die Ökosystembiologie hören.[8]

    Dieses Unrecht muss bekämpft werden. Es geht nicht um das Vermeiden von unerwünschten Nebenwirkungen, sondern um einen Kampf gegen Unrecht, das gigantische Dimensionen annimmt. Die Aufgabe kluger Klimapoilitik und auch der Ethik, besteht darin, dieses Unrecht, das heute geschieht, indem die Emissionen einfach weitergehen, zu erkennen, es zu analysieren, es aufzuweisen und es den Akteuren selbst verständlich zu machen: damit eine Reflexion, ein sachgemäßer Diskurs stattfinden kann und damit Veränderungen nicht nur im individuellen Verhalten, sondern auch auf struktureller Ebene verwirklicht werden.

    Dabei ist noch ein Punkt bemerkenswert: Die Krise entsteht im Großen und Ganzen - von Ausnahmen abgesehen - nicht durch Gesetzesübertretungen, sondern im Rahmen des Erlaubten, weitgehend innerhalb der geltenden Rechtsordnungen. Es ist also nicht Technik-Missbrauch, der zur Klimaerhitzung führte, sondern der intendierte Gebrauch von Technik selbst. Wir haben es hier deshalb mit einer speziellen Form von Unrecht zu tun: Unrecht im Rahmen der geltenden Rechtsordnungen, im Rahmen des gesellschaftlich akzeptierten und weitgehend erwünschten Verhaltens.

    Wenn man das zur Kenntnis nimmt, lässt sich erkennen, wie tiefgreifend die gesellschaftlichen Veränderungn sein müssen. Sie betreffen nicht nur das individuelle Verhalten und die eingerichteten sozio-technischen Systeme, nicht nur die Industrien, sondern auch die Normen, die uns leiten, von denen wir uns leiten lassen. Es braucht eine Veränderung dieser Normen, soweit sie mit klimaschädlichen individuellen und korporativen Praktiken verbunden sind. Es braucht auch eine Veränderung der gesellschaftlichen Erwartungen und der strukturell eingerichteten Handlungszwänge und Verhaltenspfade (und der ihnen zugrunde liegenden Annahmen), soweit sie dazu betragen, dass Menschen sich so verhalten, dass Klimaerhitzung geschieht.

    Die Klimaüberhitzung entsteht aus einem - um ein geflügeltes Wort zu variieren - falschen Leben im Richtigen, also aus einem Leben entlang von eingespielten und für richtig gefundenen gesellschaftlichen Erwartungen, die gerade dadurch, dass sie befolgt werden, zum Falschen führen. Unsere Konklusion ist nicht die berühmte Feststellung, die Adorno machte: “Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.”,[9] sondern die Frage, wie vermieden werden kann, dass aus dem sogenannt Richtigen genau das Falsche entsteht, nämlich das Katastrophale.

     

    [1] Ronya Othmann: Die Verbrechen. München: Hanser 2021, S. 19.

    [2] Zur Unterscheidung zwischen Unglück und Ungerechtigkeit vgl. Judith Shklar: Faces of Injustice. Yale: Yale Univ. Pr. 1990.

    [3] York, R., Adua, L., & Clark, B. (2022). The rebound effect and the challenge of moving beyond fossil fuels: A review of empirical and theoretical research. WIREs Climate Change, e782. 

    [4] Shepherd, Marshall: Climate Change Or Global Warming? Three Reasons Not To Be Distracted By The Name Game. Forbes, Apr 13, 2018.

    [5] Michael J. Lynch, Ronald G. Burns, Paul B. Stretesky: Global warming and state-corporate crime: the politicaliziation of global warming under the Bush administration. Crime Law Soc Change 54 (2010): 213-239.

    [6] Vgl. dazu die Grafik in Samuel Myers, Howard Frumkin (eds.): Planetary Health. Washington D.C.: Island Press 2020, p. 460, die das Übergewicht in den kumulativen Kohlendioxid-Emissionen für alle Länder vergleicht mit den erwarteten Todesfällen als Folge der Klimaerwärmung 2000-2030, die mehrheitlich im Süden sind, vor allem in Afrika und Südost-Asien.

    [7] Auch das verfassungsmäßige Recht auf “Schutz des Menschen und seiner natür­lichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen” (Schweizerische Bundesverfassung, Art. 74, Ziff. 1) wird damit verletzt. In Deutschland ist der Schutz “der natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung” im Grundgesetz, Art. 21a verankert. Das muss sich auch auf die zukünftigen Menschen beziehen, wie das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 24. 3. 2021 feststellte: “Art. 20a GG ist eine justiziable Rechtsnorm, die den politischen Prozess zugunsten ökologischer Belange auch mit Blick auf die künftigen Generationen binden soll.” (Leitsätze des BVGer-Urteils, Ziff. 2e)

    [8] Ein Beispiel: Die Hälfte der Pflanzenarten sind abhängig von Tieren, um ihre Samen zu verbreiten. Der Rückgang der Tierpopulationen führt zu einer Verringerung der Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an die Klimaerwärmung durch Ausbreitung und Migration: Heute geschätzt global um 60%. (The effects of defaunation on plants’ capacity to track climate change. Evan C. Fricke et al., Science 375 (2022): 210-214)

    [9] Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Berlin/Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1951, I, 18.