Philosophie, der konstruktive Störenfried?

Die Philosophie ist ein merkwürdiges Ding. Im alltagssprachlichen Gebrauch besitzt jeder von uns eine Lebensphilosophie und Firmen vermarkten ihre Geschäftsphilosophie. Dann gibt es noch das Bild des verstaubten Denkers an der Universität, der in seinem Elfenbeinturm sitzend über unverständliche Themen nachdenkt. Was soll der gesellschaftliche Nutzen einer solchen Philosophie sein? Welche Aufgaben, welchen Sinn und Zweck hat sie?

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    Philosophie, der konstruktive Störenfried?

    Die Eule der Weisheit

    Seit nun fast 200 Jahren herrscht Hegels bildliche Umschreibung für die Weisheit und Erkenntnis der Philosophie vor: Die Eule der Minerva. Das Wappentier der Philosophie beginnt ihren Flug erst mit einbrechender Dämmerung. Das heißt, dass sie schläft, während die Welt lebt und sie wacht, wenn die Welt schläft. Die Philosophie beginnt also in der Dämmerung, wenn das Leben und die Welt alt geworden sind. Die Kluft zwischen der Welt und der Philosophie, zwischen jung und alt, zwischen Lebendigkeit und toter Materie scheint unüberwindbar.

    Dieser Auffassung widerspricht der Konstanzer Philosoph Jürgen Mittelstraß in seinem 1989 veröffentlichten Buch „Der Flug der Eule“. Die Philosophie wurde häufig mit einem Bildungsideal verbunden, so Mittelstraß, das über das Alte wacht, ihre Urteilskraft in der Erinnerung sucht und so, weit entfernt ist von einer Wissenschaft, die die Welt verändert und neue Welten schafft. In seinem Werk soll die Philosophie jedoch anders aufgefasst werden.

    Die Philosophie, die jung ist.

    „Diese Philosophie will nicht alt, sondern jung sein. Jung wie die Wissenschaft, die erst alt zu werden droht, wenn ihr nichts mehr einfällt, wenn sie ihren Frieden mit dem Wissen schließt und ihren Unfrieden mit dem Nichtwissen, dem noch nicht Gewußten, nicht mehr aushält.“, schreibt Mittelstraß.

    Knapp 30 Jahre nachdem dieser Satz niedergeschrieben wurde, ist die Philosophie jung geworden. Denn was können Junge und Jungebliebene besser, als unangenehme Fragen zu stellen, mit einem kritischen Blick die Gesellschaft zu betrachten und sie zu aktuellen Gegebenheiten zu befragen, genau, wie dies die Blogbeiträge im Januar tun:

    Ist die Philosophie ein Friedensfürst oder ein Störenfried?

    Stammt Verantwortung von „antworten“ ab und was bedeutet das für mich und unserer politischen Situation?

    Was bedeutet Gerechtigkeit?

    Wonach suchen wir insgeheim alle? Glück? Liebe? Reichtum?

    Mit unangenehmen Fragen kann die Philosophie Debatten über Themen des aktuellen Zeitgeschehens anstoßen, und das Frage-Antwort-Spiel beginnen.