Kurze Einführung ins Thema

Serendipität II

Ein Buzz-Wort, das viele fasziniert, hier kurz vorgestellt.

    Die Beschäftigung mit dem Phänomen der Serendipität ist in einem Grenzbereich der Philosophie sicher möglich und am richtigen Ort. Phänomenologie und Spieltheorie geben hier einige Voraussetzungen. Bei Nietzsche (Umwertung aller Werte), Husserl (Phänomenologie) und Flusser (Medienphilosophie und -phänomenologie) finden wir interessante Ueberlegungen, welche uns eine Optik vermitteln, die uns in diesem Bereich weiterbringt. Natürlich gibt es auch die Bereiche der Psychologie, der Kommunikationswissenschaft und der Linguistik, die hier von Belang sind. Dabei können wir den philosophischen Grundfragen: Wer bin ich? woher komme ich? wohin gehe ich? was tue ich hier? was kann ich wissen? was ist der Mensch? was soll ich tun? Was darf ich hoffen? u.a.) zwei neue hinzufügen, nämlich wie/was suche ich? und was finde/bekomme ich?

    Die verkrampfte Suche nach etwas ganz Konkretem kann uns völlig irritieren und frustrieren, wenn wir das Erhoffte/ Erwünschte/Ersehnte nicht finden. Wenn wir aber spielerisch damit umgehen können, offener sind für die Vielfalt des Vorhandenen und vielleicht Verfügbaren, dann winkt uns ein Zustand der Zufriedenheit, wo man sich auch mit kleinen Freuden und Wundern des Alltags, die serendipitär überall vorkommen, in die Nähe eines glücklichen Zustands navigieren kann… Wir Menschen können als homo quaerendo bezeichnet werden, als suchender Mensch. Mensch sein, heisst auf der Suche sein. Von Geburt bis zum Tod suchen wir Wesentliches, Ueberlebensnotwendiges, aber auch Ueberflüssiges. Die Suche  nach Transzendenz ist vielleicht die umfassendste Suche, die zur Sucht werden kann. Suchen und Finden können, müssen aber nicht in einem Kausalzusammenhang stehen. Erfinder  betreiben die Suche professionell, die Findung ist aber serendipitär, nicht berechenbar, nicht planbar, eher zufällig.
    „Wer sucht, der findet“ ist eher ein Tröstungsversuch, ein Automatismus besteht nicht. Wer etwas findet, muss auf Serendipität gefasst sein: Die gesuchten Dinge können gar nicht deckungsgleich sein mit den gefundenen: Schon das Baby sucht die Mutterbrust, und was bekommt es oft? Die Flasche!! Was suchen Kinder? Und was finden sie vor? Spielmöglichkeiten, um die Welt zu erkunden. Sie brauchen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. In der Schule suchen wir Freundinnen und Freunde, Wissen ist zweitrangig, und die Schulstoffe oft nicht die gesuchten Wissensquellen. Die Suche nach einem Partner und das Sehnen nach ewiger Liebe ist etwas vom wichtigsten, was Menschen umtreibt. Im Beruf suchen wir eine Aufgabe und finden eine Ueberforderung, eine Ueberwältigung, im schlimmsten Fall eine Knechtschaft. Wir buchen Ferien und suchen Ruhe und Erholung, oder Abenteuer. Auch hier findet sich nicht immer das Gewünschte. Sondern ev. nervige Touristen, eine lärmige Disco im Hotel oder schlechtes Essen…
    Zum Lebensende wünschen sich die meisten Menschen Ähnliches: gute Gesundheit bis ins hohe Alter und bloss keinen Aufenthalt im Altersheim: zu Hause ist es am besten. Aber auch da kommt es manchmal anders, als der Mensch denkt. 
    Serendipität kann auf verschiedene Weise erlebt, muss ev. sogar geübt werden, wenn wir einen neuen Zugang zu Entscheidungen des Schicksals erreichen wollen, geduldiger darauf warten können, gelassener reagieren, wenn es so weit ist, fatalistischer akzeptieren, was uns Serendipity im Leben serviert.