Ein jeder, der an einer Psychose leidet, oder schon einmal gelitten hat weiß, wie sehr sich die Wahrnehmung verändern kann. Dies kann unheimlich und ulheilvoll erschreckend für die Betroffenen sein. Innerhalb einer Psychose- und dieser Gedankengang ist wichtig- gibt es ein Übermaß an Wahrnehmung, die sogenannte "Positiv-Symptomatik". Zu ihr zählen Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Es wird also faktisch mehr wahrgenommen, als üblich und er hält diese Wahrnehmungen für absolut real. Denn wenn sich ein Betroffener von seiner Erkrankung erholt (sei es durch Psychopharmaka oder wegen einer Spontanheilung), dann wird ihm erst einmal bewusst, wie unwahr seine Wahrnehmung während der Psychose war. Das kann zu Verwirrung führen und zu der Erkenntnis, dass das was wir wahrnehmen eine von unserem großartigen Gehirn gemachte Konstruktion ist. Aber wie kann uns klar sein, welche der beiden Warnehmungen der Realität entsprechen ? Es gab wohl mal jemanden, der sagte: ,,Der Kranke, ist der gesunde". Ich will ein Beispiel eines jungen Mannes anführen, den ich nie persönlich getroffen habe, aber mit Sicherheit würde sich der ein oder andere hierbei wiedererkennen. Nennen wir ihn Jens. Er ist 25 Jahre alt und studiert irgendetwas, was ihm viel von seiner Freizeit raubt und was anstrengend und stressig ist. Stress ist für die Entstehung einer Psychose von großer Bedeutung, wenn gleich es nicht die ursprüngliche Ursache ist. Nun gut...Jens ist eigentlich ein sehr fleißiger Student, dem viel an seiner Zukunft liegt. Eines Tages merkt er, dass er einen Satz in einem seiner Lehrbücher immer und immer wieder lesen muss, um es zu verstehen. Er stellt fest, dass er sich nicht mehr so wie sonst, konzentrieren kann. Es vergehen einige Wochen und sein Zustand verschlechtert sich. Er hat das Gefühl, dass seine Mitstudenten innerhalb der Vorlesungen über ihn reden und sogar seine Gedanken hören können. Schließlich bekommt er erste deutlichere paranoide Schübe und es fällt ihm schwer, regelmäßig die Uni zu besuchen. Er isoliert sich und stumpft ab. Unser lieber Jens hat eine Psychose entwickelt. Seine Schwester ist zum Glück sehr aufmerksam und bemerkt seine Wesensänderung. Sie schafft es ihn zu ermutigen, eine Therapie zu beginnen. Er bekommt Medikamente und allmählich geht es ihm besser.
Eins lässt ihn aber nicht mehr los ...warum zur Hölle fühlte sich das alles so real an, obwohl es doch surreal war...oder ?
Die Wissenschaft hat natürlich keine endgültige Antwort darauf, warum wir etwas, das nicht real ist, für real halten. Aber stop! - Was ist, wenn meine Realität innerhalb der Psychose der Wahrheit entspricht und alle anderen sich ihre Realität nur einbilden?
Fakt ist, dass wir das nicht wissen können. Und eine wirkliche Antwort auf diese Fragen habe auch ich nicht. Aber, und das ist wichtig zu betonen: Unser Gehirn kann eine Wahrnehmung konstruieren. Und das tut es jeden Tag; egal ob wir gerade Sport treiben und die Natur um uns herum genießen, ob wir spüren, wie unser Baby in unserem Bauch mit den Füßchen strampelt, oder ob wir diesen Text hier lesen und ihn verstehen. Alles was wir wahrnehmen ist nur eine Konstruktion, die unser Gehirn anfertigt. Ob dir das jetzt Angst macht, oder nicht, lässt du am besten dein Gehirn entscheiden 😉