Substanzen, Essenzen und Physik - oder: Die Essenz des Seins?

SUBSTANZEN, ESSENZEN und PHYSIK

oder: Die Essenz des Seins?

 

Autor: SpiegelStaub (Thomas W.)

Stand: 11.03.2025

    Vorab zu den Begriffen: In der revisionären Metaphysik werden „Substanzen (…) als das definiert, was raumzeitliche Regionen besetzt.“[1] „Aristoteles Substanzkonzeption zielt im wesentlichen auf die Frage nach der Einheit eines Gegenstandes vor dem Hintergrund einer Mannigfaltigkeit von (aspekthaften) Bestimmungen.“[2] Substanzen können sich zu komplexeren Objekten zusammensetzen. Beispielsweise zu einem Lebewesen, welches dann für sich selbst wieder Substanz ist. Sie lassen sich zu Arten und Gattungen kategorisieren. Ein Individuum sei ein Mensch, Menschen sind Lebewesen, etc. Dabei ist offensichtlich, dass Substanzen, als existierende und weiter zusammensetzbare Dinge, nicht der Urgrund ihrer selbst sind. Dies führt zum Begriff der Essenzen. „Das sind die Eigenschaften, die Objekte ihren Arten zuordnen. (…) Die Essenz im aristotelischen Sinn ist das, was konstitutiv für ein Objekt ist“[3] Anstatt des Essenz-Begriffs, auf den ich mich beschränken werde, wird auch der Ausdruck „Washeit“ benutzt. „Und das ist, was Aristoteles öfter das «Was-es-war» nennt, d.h. dasjenige, wodurch ein Etwas ein bestimmtes Sein hat. Es wird ferner Form genannt, weil durch die Form die Bestimmtheit einer jeden Sache gekennzeichnet wird.“ [4]

     

    Fragestellung: Kann man die Begriffe Substanzen und Essenzen unter dem Anspruch, die Welt verständlich zu machen, auch heute noch nutzen? Daraus ergibt sich Zweierlei: (a) Lassen sich die Begriffe Substanz und Essenz in Verbindung mit modernen physikalischen Erkenntnissen bringen? Genauer: der Quantenmechanik (QM), welche u. a. von den Zuständen und Wechselwirkungen der Elementarteilchen handelt und wie sich aus diesen mikroskopischen Zuständen unsere makroskopische Alltagswelt aufbaut. Bis hin zum Kosmos als Ganzem. Sie ist neben der Relativitätstheorie die grundlegende Theorie zum Verständnis der Welt, nach unserem derzeitigen Wissensstand. (b) Argumentiert man aber nur mit Physik, werden sich Substanzen wie z.B. unser Geist, mit all seinen Fähigkeiten, schwerlich erschließen lassen. Hier wird darauf geachtet werden müssen, inwiefern rein empirische (physischen) Gründe hinreichend, oder darauf aufbauende metaphysische Schlüsse nötig sind. Dergleichen Substanzen müssen in die Systematik integriert werden können. Ansonsten wird der Anspruch nicht erfüllt. Kurz: Kann der Zweck eines Weltverständnisses im Kontext des heutigen Wissenshorizontes durch die zu untersuchenden Begriffe erfüllt werden?

     

    Argumentation: Die Definitionen zeigen bereits auf, dass sich im Essenz-Begriff Zweierlei verbirgt. Einerseits die Bestimmung, was ein Ding ist, welcher Art es angehört. Um ein Lebewesen zu sein, sollten ein Mensch, ein Hund, eine Katze, etc. essenziell die Eigenschaft -lebendig- besitzen. Andererseits ist doch auch die Materie konstitutiv. Ohne dass diese sich gemäß den Naturgesetzen verhält und zusammensetzt, sind keine Substanzen und damit komplexere Substanzen möglich, bzw. wären nicht so, wie uns bekannt. Während ersteres (Artessentialismus) offensichtlich ist, folgt die Frage, was aus unserem derzeit bestehenden Wissenshorizont, sei das Essentielle der physischen Welt? Ferner noch diese nach der Einheit beider Teile im Begriff Essenz.

    „Die eigentliche klassische Welt kommt aber erst durch das Bewusstsein zustande (…). Diese IGUSe (Information Gathering and Utilizing System) bilden ihre Begriffe, mit denen sie die Welt repräsentieren, in einer solchen Weise, dass diese geeigneten grobkörnigen Klassen entsprechen, zwischen denen Dekohärenz eintritt.“[5] Dekohärenz erklärt Bauberger mit der Zuordnung klassischer Physik zu den Zuständen der Quantenmechanik, in welchen mehrere Zustände überlagert vorliegen können (z. B. Doppelspaltexperiment, Interferenz selbst bei nur einem Elektron). Daraus folgert er eine Klassenbildung mit sich überlagernden Quantenzuständen. Andere Zustände, die mit der ersten Klasse kaum bis gar nicht wechselwirken, sich aber untereinander überlagern, würden für sich eine andere Klasse bilden. (Bsp.: Schrödingers Katze: Entweder sie ist tot ODER lebendig. Beide Zustände können sich nicht überlagern. Wohl aber mannigfaltige Zustände von -Leben- untereinander.) Diese Interpretation ist nach Gell-Mann geführt und priorisiert die QM als Repräsentation der eigentlichen Wirklichkeit und setzt darauf aufbauend die makroskopische Alltagswelt. Darauffolgend ist die Interpretation nach u.a. Bohr (Kopenhagener Deutung) zu beachten: Die QM als Theorie repräsentiert Wissen über die Realität. Da jedwede quantentheoretische Messung das zu messende Objekt beeinflusst, entspricht sie keiner beobachterunabhängigen Realität. Im physikalisch Kleinsten werden die Dinge daher unscharf (Heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation). Durch diese Unschärfe jedoch, ergibt sich das Problem fehlender, klarer Begriffe für unser Verständnis jener Prozesse. „(…) Und er (Gell-Mann) erklärt die Herausbildung klassischer Begriffe als notwendig für solche Systeme, weil nur in solchen Begriffen Informationen verarbeitet werden können. Das ist in gewissem Sinn auch ein Apriori der empirischen Erkenntnis (…).“[6] „Auf einer speziellen Beschreibungsebene, die bestimmte Begriffe, nämlich so genannte klassische, verwendet, verschwinden Interferenzen“[7]

    „Ohne eine ontologische Fassung (…) erklärt das aber nicht, warum nur eine dieser Geschichten verwirklicht ist, was zumindest für das jeweilige Subjekt der Beobachtung zutrifft.“[8] Mit einer Geschichte ist hier ein konkretes Messergebnis aus einem in sich mehrere Quantenzustände überlagernden Systems (auch Zustandsvektor) gemeint. Dass uns die QM physikalische Grenzen und damit Grenzen unserer Erkenntnis aufzeigt, scheint nach gegenwärtigem Wissensstand also notwendigerweise eine der Form unseres Erkenntnisvermögens nach bedingte Interpretation der Wirklichkeit zu verlangen. Hier nun bietet sich die Überlegung an, den Essenz-Begriff einzubringen und mit der Physik zu verbinden. Die Essenz wäre als Form des Seins zu verstehen, gemäß jenen Klassen quantenmechanischer Zustände, der Grobkörnigkeit, die die physische Existenz eines Objekts bestimmen. Dadurch sind die Naturgesetze gleichwohl auch für das Substanzmodell grundlegend und die Form bleibt im Sinne der Bestimmung des Seins eines Objekts in einer raumzeitlichen Region erfüllt.

    Inhärent wäre dabei selbst eine mögliche, beliebig kleinere Aufteilung der Welt (beispielsweise, wenn sich die String-Theorie doch beweisen lassen würde). Die Begriffe, ganzheitlich betrachtet, wären auf der Ebene der Substanzen und Essenzen insofern abgeschlossen, da diese potentiellen, noch kleinteiligeren Fragmente im Essenzbegriff integriert wären, mithin Einheit ihrer mannigfaltigen Teile gewähren. Zu einem Verständnis über die Welt werden die Begriffe für unser Verstand aber erst ab der Ebene der Grobkörnigkeit nutzbar. Somit wären die Begriffe in der Lage, sich neuen empirischen Erkenntnissen im Allerkleinsten anzupassen, ohne ihre Form grundsätzlich aufgeben zu müssen.

    Der Aufbau der Materie gemäß den Naturgesetzen ist also essenziell für alle Objekte. Für uns fassbar mit konkreten Messergebnissen eines Zustandsvektors mehrerer sich überlagernder Quantenzustände. Ebenso wie die artessenziellen Eigenschaften, welche eingangs dargelegt wurden. Die Begriffe sind abhängig von unserem Erkenntnisvermögen und müssen sich reflektiertem und neuem Wissen anpassen können.

     

    Kritische Betrachtung: Im Kontext der die Welt beschreibenden Begriffe führt dies zu weitaus grundlegenderen Fragen: Wird die Realität noch direkt verstanden, wenn man doch nur grobkörnige, quantisierte Segmente verstehen kann, also eine Interpretation der Wirklichkeit anstellen muss, weil es physikalisch nicht anders möglich ist? Weil wir sonst nur noch mit Wahrscheinlichkeiten in abstrakten Formen hantieren müssten. In Weizsäckers Deutung der QM ist daher ein „nichtreduzibler Standpunkt des Subjekts“ enthalten. „Um diese Position zu verstehen, ist der entscheidende Punkt, nicht von der Grenze des Realismus auszugehen, sondern von der Struktur der Erkenntnis.“[9]. Das Subjekt kann also nicht aus dem Erkenntnisprozess herausgenommen werden. Repräsentiert eine Theorie die Wirklichkeit nicht vollständig, so verbleibt aber die Frage, „(…) ob es eine andere (vollständigere) Beschreibung gäbe, die realistisch verstanden werden kann?“[10]

    Da die Physik die Welt versucht, empirisch zu ergründen, sei es ganz notwendig, dass die Metaphysik in ihrer Frage, woraus die Welt besteht, auf den aktuellen wissenschaftlichen Standards aufbaut. Alles andere wäre nicht haltbar und beinhaltet die Gefahr, die Vernunft zu Schwärmerei zu verleiten. Aufgrund der Schwierigkeit, die Welt in ihrem elementarsten Aufbau direkt abzubilden, sind Interpretationen, vor allem der Quantenmechanik, notwendig. Diese Debatte ist wohl bis heute nicht recht abgeschlossen. Substanzen herzuleiten, in dem man sich ihre Essenzen als Form eben jener physikalischen Grundsätze der Natur denkt, scheint aber ganz vernünftig und gibt der Metaphysik Begriffe an die Hand, um die Welt, die Ordnung der Dinge überhaupt fassen und kategorisieren zu können. Es bleibt aber zugleich problematisch, dass unter dieser Betrachtung selbst der Essenzbegriff erst ab einer physikalisch definierten Grenze der Grobkörnigkeit begreifbar wird. Ein weiteres Problem ist, dass sich Substanzen wie Geist, Leben (Existenz an sich) etc. mit dieser Interpretation nicht abbilden lassen. Den Anspruch der Philosophie, ontologisch umfassende Begriffe zu bieten, kann diese Argumentation bisher nur als Interpretationsansatz für den physischen Teil der Substanzen leisten. In Bezug auf die nicht auf Anhieb erklärbaren Substanzen folgen notwendigerweise metaphysische Argumente. Vorab sei zu klären, ob jene Phänomene überhaupt als Substanzen bezeichnet werden können? Die Beantwortung der Frage fällt leicht, erfahren wir doch alle das Phänomen des Selbstbewusstseins, des Geistes oder der Seele, wie auch immer ein jeder es bezeichnen mag. Wir sind uns selbst unserer Existenz bewusst. Unser Geist ist lebendig. Also muss ein wie auch immer gearteter Geist, trotz der vielen noch offenen Fragen in unserem derzeitigen Verständnis, als reales Phänomen zur Wirklichkeit gezählt werden, mithin Substanz sein, wenn die Begriffe Substanz und Essenz die Wirklichkeit ontologisch umfassend beschreiben sollen. Wohlwissend unseres mangelnden Urteils darüber, ob diese metaphysischen Substanzen durch unser Erkenntnisvermögen bald empirisch erklärbar oder weiterhin nur daraus rekonstruierbar sein werden, ohne dass jene geistigen Zustände, Gefühle etc. in empirisch messbaren Daten der Physik vollständig enthalten wären. Analog einer zusätzlichen mathematischen Dimension im Integral einer Funktion oder einem Musikstück, das Gefühlswelten aus einzelnen Instrumenten, Worten und physikalischen Schallschwingungen erzeugen kann. Literarisch formuliert wird bewusst, „(…), daß die Wirklichkeit nur ein hauchdünner Film ist. Das Leben erschien mir in diesem Augenblick wie eine Folie, die die Oberfläche bedeckt, wie ein grellbuntes Plakat, das man von einer Wand abreißen kann und unter dem dann die wahre, die feste Substanz zum Vorschein kommt.“[11]

     

    Über die Physik hinaus – Metaphysik: Zunächst ist zu beachten, dass die empirische Erkenntnis immer an erster Stelle zu kommen hat. Wir müssen erst etwas von der Welt verstehen, ehe wir nach ihrem Aufbau und Substanzen, ihrer Ursache und Essenzen bis hin zum Endzweck der Natur fragen können. Empirische Erkenntnisse müssen nun mit der intelligiblen Welt unseres Denkens, unserem Geist, zusammengebracht werden. Dies ist für uns nur in der Metaphysik möglich. Nehmen wir also beispielsweise eine wie auch immer geartete, nicht rein physische Substanz “Geist“ an, so lässt sich diese wenigstens negativ bestimmen als „(…) eine bloße Idee, welche übrigbleibt, wenn man von einem denkenden Wesen alles Materielle wegnimmt und ihm doch das Denken übrig läßt.“[12] Doch wie notwendig ist das Physische für den Geist und muss man nicht eher fragen: „(…) how physical systems can be consciuous, or how they can be in consious states?“[13] Zudem sind wir bekanntermaßen sowohl körperlich als auch geistig untereinander individuell. Will man den Substanzbegriff weiterhin auf einzelne Individuen einer Art anwenden, muss auch die Individualität inhärent sein. Es scheint so, dass diese durch die unvorstellbar hohe, wenn auch nicht unendliche Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten der Zustandsvektoren entsteht. Wenn sich also die Elementarteilchen über die Schwelle der Grobkörnigkeit hinaus zu stabiler Materie zusammensetzen, einfachen Substanzen, und diese sich weiter hin zu komplexeren Substanzen. „Verschweigt ihm die Natur nicht das Allermeiste, ja gerade das Allernächste z. B. seinen eigenen Leib, von dem er nur ein gauklerisches >Bewusstsein< hat? In dieses Bewußtsein ist er eingeschlossen und die Natur warf den Schlüssel weg.“[14] Die Schwierigkeit, uns selbst zu verstehen und doch der Drang es wissen zu wollen, zeigt die Bedeutung metaphysischer Schlüsse über die Physik hinaus. Der Essenzbegriff muss also in der Lage sein, auch eine Substanz -vernünftig denkendes Wesen- aufzubauen. Dies bedarf des Mitdenkens von Freiheit und Natur. Diese mit der physischen Materie, jene zum (bestenfalls moralischen) Handeln, frei von allen empirischen Bestimmungsgründen des Willens. Für ein vernünftig denkendes Wesen ist demnach mindestens essenziel: Materie (Zustandsvektoren, Grobkörnigkeit), Eigenschaft lebendig zu sein, Freiheit des Willens. An letzterem hängt auch das Phänomen, nach sich selbst gewählten Zwecken handeln zu können. Auch Bauberger erklärt, dass eine personale Erklärung der Welt neben einer physikalischen stehen kann, beide als eigenständige Phänomene, ohne Widerstreit zueinander.[15] Hierbei ist maßgebend darauf zu achten, den Pfad der Metaphysik nicht zu Gunsten esoterischer oder gar theologischer Schwärmereien zu verlassen, denn man darf „(…) Gott nicht als Lückenbüßer unserer unvollkommenen Erkenntnis figurieren lassen (…).“[16] Die Letzterklärung der Welt und damit auch der Essenz des Seins, so bleibt zu bemerken, ist für alle Theorien nur schwerlich ergründbar. Der infinite Regress kann weder durch die Urknall-Theorie oder eine potenzielle vereinheitlichte Theorie noch eine irgendwie geartete höhere Existenz aufgelöst werden. Der wichtige Unterschied ist jedoch, dass nur ersteres empirisch haltbar, logisch in sich schlüssig sowie in Relation zur Wirklichkeit widerspruchsfrei ist. Dieser kurze Ausflug zu den großen Fragen über die Welt sei unternommen, um einen groben Überblick des Rahmens zu geben, in dem die untersuchten Begriffe Substanz und Essenz ihre Rolle zum Verständnis jener zu erfüllen suchen. „Für Aristoteles gibt es nur eine Welt, und zwar eine, die vom Menschen aus als Welt der Phänomene, ihrer Begriffe und Relationen zu denken ist.“[17] Die Begriffe der Metaphysik „(…) unterscheiden sich von den physikalischen Begriffen insofern, als sie die sinnlich-physische Welt zu strukturieren helfen, aber nicht vollständig aus ihr ableitbar sind.“[18]

     

    Zur Einheit des Begriffs und Zusammenfassung: Inwiefern kann der Begriff Essenz auch metaphysisch als eine Art gedankliches Atomos gelten? Zeigt sich doch die beschriebene bi-Dimensionalität von Artessenzialismus einerseits und den sich unter Naturgesetzen bewegenden Elementarteilchen andererseits, beides essenziel für ein Objekt. Beides notwendig und konstituierend für Substanzen. Als Analogie kann hier das höchste zu erreichende Gut angemerkt werden. Dieser Begriff, Idee der Vernunft, beinhaltet doch zwei Teile, das moralische Gesetz und die Glückseligkeit. Es besteht daher kein Grund, dies beim Begriff der Essenz nicht ähnlich zu sehen. Zusammengefasst bedeutet das:

    •      Konstitutiv und existenziell sind die sich gemäß den Naturgesetzen zu komplexeren Dingen zusammensetzenden Elementarteilchen. Bei Letzteren seien die sich überlagernden Quantenzustände hin zu fassbaren Zustandsvektoren (Grobkörnigkeit) zu beachten.
      à Die Struktur der Materie ist notwendig essenziel für die Existenz von Objekten (Substanzen) in einer bestimmten Region der Raumzeit.
    • Zuordnung zu Art und Gattung: Ein Mensch muss lebendig sein, um als ein Lebewesen zu gelten. Umgekehrt gilt: Alle Lebewesen bis hin zu einzelnen Individuen (Substanzen) sind lebendig. à Die Eigenschaft, lebendig zu sein, ist essenziell und bietet eine grundlegende ontologische Kategorisierung. Dies gilt ebenso für mannigfaltige Grade geistigen Denkvermögens.

     

    Die Einheit eines Objekts vor dem Hintergrund einer Mannigfaltigkeit von Bestimmungen, zumindest in seinem Begriff und damit in unserem Verständnis, ist im Mindesten also die physische Materie, unter der Bedingung der Naturgesetzte die Raumzeit erfüllend sowie die artessenzielle Bestimmung, was dies Objekt sei. Beides findet im Begriff der Essenz notwendig zueinander. Der Zweck sei ein besseres Verständnis der Welt für unsere Form der Erkenntnis mithilfe verständlicher Begriffe. Die Begriffe Substanz und Essenz erfüllen diese Anforderungen offensichtlich. Inwiefern sie das Optimum sind oder sich andere Begriffe besser nutzen ließen, muss andernorts im Vergleich zu anderen Begriffen geklärt werden.

     

    Schluss: Substanzen und Essenzen ermöglichen als klassische Begriffe ohne Interferenzen einen Umgang mit und Kategorisierung der Wirklichkeit, d. h. auf dieser Ebene eine Art der Informationsverarbeitung. Sucht man nach dem Grund der Substanzen, den Essenzen, stößt man auf Grenzen unseres Erkenntnisvermögens. Diese führen notwendigerweise zu Interpretationen der physischen Wirklichkeit einerseits und andererseits zu nach derzeitigem Wissensstand bestehenden Erkenntnislücken beim Erklärungsversuch metaphysischer Substanzen. Freilich lassen sich diese jedoch nicht aus der Überlegung herauskürzen. Deren empirisch erfahrbare, aber physisch (noch) nicht erklärbare Existenz gründet die Notwendigkeit metaphysischer Schlüsse. Der Zweck beider Begriffe sei eine verständliche Interpretation der Wirklichkeit. Auch sie müssen sich dem aktuellen Wissenshorizont anpassen, um weiterhin sinnvoll nutzbar zu sein. Dies alles sei, so hoffe ich, nachvollziehbar mit der Einheit von Art und Materie als Essenz der Substanzen geschehen.


    [1] Prof. Dr. Johannes Hübner | Einführung in die theoretische Philosophie | Verlag J. B. Metzler | 2015 | S. 227

    [2] Reiner Ruffing | Philosophie | UTB basics | 2006 | S. 48

    [3] Prof. Dr. Johannes Hübner | Einführung in die theoretische Philosophie | Verlag J. B. Metzler | 2015 | S. 201

    [4] Ernst Vollrath (1972): «Essenz, essentia», in: J. Ritter (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Basel: Schwabe Verlag. DOI: 10.24894/HWPh.964

    [5] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 170

    [6] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 178

    [7] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 179

    [8] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 180

    [9] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 183

    [10] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 183

    [11] Brian W. Aldiss | Tod im Staub (1965) | Heyne-Buch Nr. 3332 | S. 83

    [12] Immanuel Kant | Kritik der Urteilskraft (1790) | 2015 Anaconda Verlag GmbH | S. 385 | AA 468

    [13] David M. Rosenthal | A Theory of Consciusness | Universität Bielefeld (ZiF) | Report 40/1990 | S. 730

    [14] Friedrich Nietzsche | Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne | Reclam Verlag 2015 | S. 34

    [15] Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 217 |sinngem. zitiert

    [16] D. Bonhoeffer in Stefan Bauberger |Was ist die Welt | zur philosophischen Interpretation der Physik | S. 206

    [17] T. Kirchhoff; N. C. Karafyllis; u.a. | Naturphilosophie | Verlag utb. | 2017 | S. 13

    [18] T. Kirchhoff; N. C. Karafyllis; u.a. | Naturphilosophie | Verlag utb. | 2017 | S. 14