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Wie kann Wissen oder Erkenntnis erlangt werden?
Traditionell hat man die Erkentniserlangung in zwei Kategorien unterteilt. Zum einen kann man durch seine Sinne oder Erfahrung Erkenntnis erlangen. So weiss ich, dass es Mittag ist, weil die Sonne im Zenit steht und kaum Schatten wirft. Diese Richtung nennt man Empirismus (Locke, Hume). Rationalisten hingegen sind der Ansicht, dass es Wissen geben kann, ohne dass man mit der Aussenwelt interagiert, also aus dem blossen Denken heraus (Descartes, Spinoza, Leibniz). So ist die Zahl -2 nicht etwas, das ich in der Natur beobachten kann. Diese Gegenüberstellung der zwei Strömungen gibt es seit dem 18. Jhd. und wird heutzutage von einigen Philosophiehistoriker*innen kritisiert.
Ist da wirklich ein Apfel auf dem Tisch?
Neben der Art und Weise, wie Wissen erlangt werden kann (aus Erfahrung oder Schlussfolgerungen), kann ebenfalls nach der Natur von Wissen gefragt werden. Was heisst es, wenn wir sagen, dass wir etwas wissen? Wann können wir uns sicher sein, dass unsere Annahme gesichertes Wissen ist? Im täglichen Leben hinterfragen wir selten, ob der rote Apfel auf unserem Pult wirklich existiert und ob er wirklich rot ist. Es könnte aber sein, dass er Apfel gar nicht rot ist und ich ihn bloss als rot wahrnehme. Es könnte ebenfalls sein, dass weder der Apfel noch der Pult existiert und ich kein gesichertes Wissen über die Aussenwelt bilden kann (Skeptizismus).
Wie wird Meinung oder Glaube zu Wissen?
Für einige Zeit wurde angenommen, dass wahre, gerechtfertigte Meinung (justified true belief) Wissen konstituiert. Angenommen, ich spaziere durch den Park und glaube, dass am Ende des Parks ein Hund schläft. Es könnte aufgrund der Distanz aber auch eine Katze sein. Nun laufe ich hin und sehe, dass es tatsächlich ein Hund ist. Durch das Überprüfen wurde meine Meinung gerechtfertigt (justified true belief) und ich weiss nun, dass da ein Hund schläft. Zuvor hätte meine Meinung zwar gestummen, aber es war kein gesichertes Wissen. Wissen scheint also nicht bloss objektive Fakten zu sein (ob etwas wahr oder falsch in der Welt ist), sondern auch, wie ich zu dieser Erkenntnis gelangt bin und ob ich sie überprüft habe.
Ist Wissen das gleiche wie wahre, gerechtfertigte Meinung?
Ist Wissen also synonym mit wahrer, gerechtfertigter Meinung (justified true belief)? Das berühmte Gedankenexperiment von Edmund Gettier hinterfragt dies. Nehmen wir an, dass eine Uhr auf dem Universitätsgelände, welche gut gewartet wird und sonst immer die richtige Zeit anzeigt, um 11:56 Uhr am Abend stehen bleibt. Auf dem Weg zum Unterricht schaue ich kurz auf die Uhr und glaube, dass es 11:56 Uhr ist. Da exakt 12 Stunden vergangen sind, ist es tatsächlich 11:56 mittags. Ich habe also eine wahre, gerechtfertigte Meinung: es ist 11:56 Uhr und ich habe es überprüft. Es gibt keinen Grund für mich an-zunehmen, dass die Uhr falsch läuft, da die Uhr sonst funktioniert und es Mittagszeit ist. Aber dies kann kein Wissen sein, da ich den gleichen, aber falschen Glauben entwickelt hätte, wenn ich etwas früher oder später an der Uhr vorbeigelaufen wäre. Um das Gettier-Problem zu umgehen, müssen wir entweder zeigen, dass alle wahren, gerechtfertigten Meinungen Wissen bilden – und es im Beispiel eben keine wahre, gerechtfertigte Meinung war – oder unsere Auffassung von Wissen verfeinern.
- Für Philosophieeinsteiger*innen kann das kurze Büchlein "Was bedeutet das alles?" von Thomas Nagel hilfreich sein, da viele epistemologische Beispiele angesprochen werden (lesen Sie dazu eine Rezension).
- Eine umfassendere Einführung (und Hauptquelle dieses Artikels): “ Epistemology,” by David A. Truncellito, The Internet Encyclopedia of Philosophy.
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Dieser Einführungstext wurde von der Portalmitarbeiterin Rafaela Scheiwiller verfasst. Sie finden ihn unvollständig oder haben einen besseren? Schicken Sie uns Ihren und wir veröffentlichen ihn auch!
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