Philosophische Gesellschaft Zentralschweiz

Die PGZ bietet Menschen, die an Philosophie interessiert sind, Möglichkeiten der Information, des Dialogs und der Begegnung - auch ausserhalb der Academia.

Die Philosophische Gesellschaft Zentralschweiz (PGZ) wurde 1941 gegründet und zählt weit über hundert Mitglieder aus allen Berufs- und Altersgruppen. Wir bieten Menschen, die an philosophischen Fragen interessiert sind, Möglichkeiten der Information, des Dialogs und der Begegnung - auch ausserhalb des akademischen Umfelds.

Unser Programm widmet sich jedes Jahr einem neuen Themengebiet, das in Vorträgen, Diskussionen und Lektüregruppen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird.

Vorstand der Philosophischen Gesellschaft Zentralschweiz

 

Die PGZ veranstaltete im Herbst 2022 eine Vortragsreihe zur feministischen Philosophie

Das institutionelle Profil der PGZ auf dem Philosophieportal finden Sie hier.

Die PGZ unterhält auch eine sehr interessante Facebook-Seite

 
Programm PGZ
 
Das Anthropozän und wir: Ansätze zu Protestkultur, Klimagerechtigkeit und zur Erzählbarkeit der Krise
Wir wissen es alle: Der Mensch ist die Hauptursache der fortwährenden Zerstörung der verletzlichen Balance unseres Ökosystems und der Katastrophe unseres Klimas. Dies beschreibt das Konzept des Anthropozäns. Doch wie hilfreich ist diese Perspektive darin, neue Erzählungen zu schaffen, die uns aus einer kollektiven Trägheit befreien? Welche moralischen Fragen entstehen durch die ungerechte Verteilung zwischen denen, die im sogenannten globalen Norden durch ihre ausbeuterischen Tätigkeiten für den Klimawandel die Hauptverantwortung tragen und jenen Leidtragenden, die ausserhalb der Zentren des Kapitalismus leben? Für jede*n Einzelne*n folgt die alte Frage der Ethik und der politischen Philosophie von «Was tun?» Können wir es uns leisten, jetzt träge, fatalistisch oder pazifistisch zu sein, wo es darum geht, lebensnotwendige Ressourcen sowie lebenserhaltende Reproduktionszyklen auch für zukünftige Generationen aufrechtzuerhalten? Wie können alternative Visionen und Narrative einer menschengemachten Zukunft entwickelt werden und uns zum Tun anregen?

Veranstaltungen
Film: How To Blow Up a Pipeline
Mittwoch, 9. Oktober 2024, 18.15–20 Uhr | Universität Luzern, Raum 3.B52 (3. OG)

Eine genaue Anleitung erwartet mensch vom Film (wie auch von Andreas Malms Buch, auf welchem der Film theoretisch basiert) eigentlich vergeblich. So stellen Buch und Film eher eine Antwort auf die Frage «Why Blow Up a Pipeline?» dar und sind damit ein Versuch einer Rechtfertigung von industrieller Sabotage. Im Film folgen wir einer Gruppe von Protagonist*innen, welche sich aus verschiedensten Gründen dazu beschlossen haben, gegen die Erdölindustrie zu kämpfen, indem sie versuchen, eine Pipeline in Texas in die Luft zu jagen. Die einzelnen Hinter- wie auch Beweggründe erfahren wir durch kurze Rückblenden, in welchen die eigentliche Prämisse des Filmes immer wieder in Frage gestellt wird. Der Film umkreist zunehmend einen Punkt, an welchem genug Geschichten erzählt, genug Streitereien vor Gericht und in Medien geführt worden sind und es darum ginge zu handeln. Das heisst für Malm das business as usual-Funktionieren, welches uns in den zivilisatorischen Selbstmord zu treiben droht, zu blockieren und damit die herrschende Ohnmacht zu überwinden.

 

Helene Romakin (ZHdK): Das Anthropozän erzählen
Mittwoch, 16. Oktober 2024, 18.15–20 Uhr | Universität Luzern, Raum 3.B52 (3. OG)

Nach den Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltkrise dominieren weiterhin zahlreiche Katastrophen die täglichen Nachrichten. Wir sind in das neue Zeitalter des Anthropozäns eingetreten, und es gibt kein Zurück. Angesichts der täglichen Konfrontation mit den Folgen der Umweltkrise bleibt die Frage, wie dem Klimawandel mit Respekt, Fürsorge und Würde begegnet werden kann – sowohl anderen Menschen gegenüber als auch gegenüber gesamten Ökosystemen mit nicht-menschlichen Akteuren. Der Vortrag verfolgt die Frage, wie eine angemessenere visuelle und erzählerische Kultur konstruiert werden kann, um die Umweltkrise, die nach wie vor weitgehend als ungreifbar wahrgenommen wird, zu verstehen und darauf zu reagieren. Diese äußerst reiche Diskussion um das Anthropozän wird als Linse genutzt, um darüber nachzudenken, was Natur, Menschen und ihre Beziehung zur Welt sein könnten.

 

Simon Kräuchi (Universität Fribourg): Klimagerechtigkeit für Schäden und Verluste (Losses and Damages)
Mittwoch, 23. Oktober 2024, 18.15–20 Uhr | Universität Luzern, Raum 3.B52 (3. OG)

Selbst wenn von heute auf morgen radikale Emissionsreduktionen und Anpassungsmassnahmen beschlossen werden würden, könnten viele negative Auswirkungen – oder Verluste und Schäden (Losses and Damages/Loss and Damage), wie sie in der internationalen politischen Debatte genannt werden – nicht mehr verhindert werden. Von einer gerechtigkeitstheoretischen Perspektive aus betrachtet stellt dies einen besorgniserregenden Umstand dar: Denn es sind oftmals diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, die am meisten von diesen Verlusten und Schäden betroffen sind. Daraus ergeben sich dringende moralische Fragen: Erstens, was sind die Ansprüche derjenigen, die vom Klimawandel betroffen sind? Zweitens, wer sollte die Verantwortung für die zu treffenden Massnahmen tragen? Und drittens, wie können gerechte Lösungen in den nicht-idealen Bedingungen unserer Welt umgesetzt werden? Im Vortag wird ein Überblick über das Thema gegeben und es werden einige konzeptuelle Antworten auf die gestellten Fragen vorgestellt.