Theoretische Ethik

Wie sollen wir leben und handeln? Was ist das gute Leben? Was ist moralisch richtig und was moralisch falsch?

Wir loben und kritisieren uns gegenseitig für unsere Handlungen. Wir sagen Dinge wie:

"Das hättest du nicht tun sollen!"

oder

"Das hast du sehr gut gemacht!"

Aber was genau macht eine Handlung richtig? Was eine Handlung falsch? Wann ist Lob wirklich angebracht? Und mit welchen Gründen dürfen wir andere kritisieren? Die Ethik ist ein Teilgebiet der Philosophie und sie versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben.

Um ethische Fragen zu beantworten, entwickeln Philosophinnen und Philosophen ethische Theorien. Eine ethische Theorie hat drei Merkmale:

  1. Eine ethische Theorie sagt uns, wie wir uns in einer bestimmten Situation verhalten sollen.
  2. Eine ethische Theorie fordert, dass wir so handeln müssen, wie sie uns vorgibt, zu handeln.

    Das heisst: Wenn wir nicht so handeln, wie es eine ethische Theorie von uns fordert, dann tun wir etwas Falsches und wir müssen uns ändern.

  3. Eine ethische Theorie richtet sich an alle gleichermassen.

    Eine ethische Theorie gilt nicht nur für alle Schweizer oder für alle Deutsche, sondern für alle, die nach dieser Theorie handeln können.


Drei ethische Theorien sind besonders bekannt und einflussreich. Sie heissen: Utilitarismus, Kantianismus und Aristotelische Ethik.

Der Utilitarismus argumentiert, dass eine Handlung gut ist, wenn sie viel Nutzen oder Glück bringt, und dass eine Handlung schlecht ist, wenn sie Schaden oder Leid verursacht.

Wenn wir verschiedene Handlungsmöglichkeiten haben, dann sollen wir die Handlung durchführen, die am meisten Glück und am wenigsten Leid verursacht. Zum Beispiel: Wenn wir 100 Franken am Boden finden, dann könnten wir das Geld für die Bekämpfung von Malaria spenden oder wir könnten uns eine neue Uhr kaufen. Weil das Spenden von 100 Franken mehr Glück und weniger Leid verursacht, als eine neue Uhr zu kaufen, sollten wir das Geld spenden.

Der Kantianismus argumentiert, dass eine Handlung gut ist, wenn man wollen kann, dass alle diese Handlung tun würden und dass eine Handlung schlecht ist, wenn man wollen kann, dass alle diese Handlung nicht tun würden.

Wenn wir verschiedene Handlungsmöglichkeiten haben, dann sollen wir die Handlung durchführen, von der wir wollen können, dass alle sie tun würden. Zum Beispiel: Wenn wir die Wahrheit sagen oder eine Lüge erzählen können, dann sollen wir die Wahrheit sagen, weil wir nicht in einer Welt leben wollen, in der alle nur lügen.

Die Aristotelische Ethik argumentiert, dass eine Handlung gut ist, wenn sie aus einer Tugend entspringt und dass eine Handlung schlecht ist, wenn sie aus einem Laster entspringt.

Eine Tugend ist eine gute Charaktereigenschaft. Beispiele für Tugenden sind Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit oder Mässigung. Das Gegenteil einer Tugend ist ein Laster. Beispiele für Laster sind Aberglaube, Ungerechtigkeit, Feigheit oder Zügellosigkeit.

Wenn wir verschiedene Handlungsmöglichkeiten haben, dann sollen wir die Handlung durchführen, die eine tugendhafte Person durchführen würde.

Dieser Einführungstext wurde vom Portalmitarbeiter Sandro Räss verfasst. Sie finden ihn unvollständig oder haben einen besseren? Schicken Sie uns Ihren und wir veröffentlichen ihn auch!


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