Liebe Lesende, Leser*innen, Leser, LeserInnen, Leser/innen: Sprache ist politisch, das zeigt allein schon die schiere Menge an Möglichkeiten, Personengruppen anzusprechen – und die Reaktionen, welche diese jeweiligen Varianten hervorrufen. Die Idee, dass Sprache und gesellschaftliche Wirklichkeit sich gegenseitig beeinflussen, dass Sprache Wirklichkeit vielleicht sogar konstituiert, ist längst salonfähig geworden. Sie hat sich ihren Weg von Diskussionen unter Linguist*innen in kleinen Universitätsräumen zu populären SRF-Beiträgen gebahnt.
Aus dieser Idee lässt sich eine lange Liste spannender Fragen ableiten, beispielsweise Fragen rund um das Geschlecht: Welchen Einfluss hat oder hatte das generische Maskulinum auf unsere Gesellschaft, auf die Art und Weise, wie wir die Welt verstehen? Gibt es diesen Einfluss? Was ist «Geschlecht» überhaupt: Ist es lediglich eine sprachliche Brille, durch die wir Menschen in unnötige, unlogische Kategorien zwängen oder ist es Biologie? Was verstehen wir unter «Frau» oder «Mann»? Was sind Alternativen zum generischen Maskulinum und können wir Sprache überhaupt bewusst verändern? Welche Rolle spielt dabei die Ästhetik der Sprache?
Beginnt man über diese Fragen nachzudenken, stösst man schnell zum Phänomen vor, dass einige Personen nicht einem biologischen Geschlecht zuzuordnen sind und dass es zudem auch einen Unterschied zwischen dem biologischen und sozialen Geschlecht gibt. Denn zum Begriff «Frau» gehört schliesslich mehr als Biologie, es schwingt eine gesellschaftliche Konnotation mit, die über viele Jahrhunderte ausgeprägt und verändert wurde. Was, wenn sich Personen keinem der beiden sozialen Geschlechtern zugehörig fühlen? Oder zu einem Geschlecht, welches ihnen nicht bei der Geburt zugeschrieben wurde? Welche neuen sprachlichen Welten eröffnen sich und welche sprachlichen Gefässe bieten Möglichkeiten, damit umzugehen? Die Antworten reichen von Gendersternchen und Neopronomen über geschlechtsneutrale Formulierungen bis hin zu «das gibt es doch nicht!».
Eng verbunden mit der gendergerechten Sprache ist auch die Diskussion über die politische Korrektheit in der Sprache. Während die eine Seite vom «Woke-Wahn» und «Gender-Gaga» der Linken sprechen und vor Zensur warnt, setzt sich die andere Seite vehement für die politische Korrektheit ein und fordert Konsequenzen für Personen, die rassistische oder sexistische Wörter verwenden. Auf diesem Nährboden eskalieren Diskussionen über Meinungsfreiheit, Zensur, Rassismus, Sexismus, Ableismus und Transphobie zu regelrechten Kämpfen. Doch wie soll politisch korrekte Sprache aussehen? Wie gehen wir mit historischer Literatur oder Musik vor, die rassistische oder sexistische Wörter enthalten? Herausstreichen oder beibehalten? Unkommentiert lassen? Kontext geben? Ab wann ist ein Wort problematisch? Und wer hat das zu entscheiden?
Um diese Fragen und mehr soll sich der Themenschwerpunkt «politische Sprachphilosophie» drehen. Wollen Sie mitdiskutieren und Teil einer konstruktiven Debatte werden? Dann senden Sie Ihre Beiträge gerne an info@philosophie.ch.
Kuratorin des Themenschwerpunkts
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