Erfahrungsbericht aus der Mittelschule

Meine Erfahrung an der Kantonsschule Wettingen

Ein kurzer Bericht

    Die Kantonsschule Wettingen wird von einer mythischen und historischen Aura umgeben. Das ehemalige Kloster war auch schon vor der Reformation und der damit verbundenen Umfunktionierung zu einer Schule ein Ort des Glaubens und des Wissens. Doch eine Schule bereichert nicht nur an Wissen, sondern vor allem auch an Erfahrungen. Erfahrungen, die besonders in diesem Alter wertvoll und wegweisend sind. So auch bei mir.

    Das Gymnasium ist ein Ort, an dem man mit unterschiedlichsten Dingen konfrontiert wird. So zum Beispiel entwickelte sich in meiner bisherigen Zeit an der Kanti Wettingen meine Leidenschaft für das Musische, welches glücklicherweise an dieser Schule stark gefördert und gepflegt wird. Dabei geht es weit über den herkömmlichen Instrumentalunterricht, welchen ich schon seit Kinderjahren besuche, hinaus. Ich lernte meine heutigen Bandmitglieder kennen, wurde neuer Musik exponiert, sprach mit Menschen aus diversen Milieus und hatte meine ersten Liveauftritte an der Schule. Doch nicht nur Musik betreffend machte ich horizonterweiternde Erfahrungen. Im nun literaturlastigen Deutschunterricht tauchte ich ein in die Welt der Poesie, die Grundsatzfrage des Geschichtsunterrichtes wandelte sich vom «was?» in das «warum?» und auch in den naturwissenschaftlichen Fächern lernten wir, dass Wissen mehr Prozess als Zustand ist.

    So begann sich mein Weltbild zu wandeln. Aufgewachsen in einer zukunftsorientierten und naturwissenschaftlichen Familie verlagerten sich meine Interessen vom Physischen ins Metaphysische. Trotz meiner Begabung für das Naturwissenschaftliche und insbesondere für die Mathematik, begann ich ein äusserst starkes Faible für die Philosophie zu entwickeln, das ironischerweise im Matheunterricht seinen Anfang nahm. Meine Mathematiklehrperson Nadine Seitlinger, die im Nebenfach Philosophie studierte, versorgte mich im Rahmen der Begabtenförderung mit weiterführender Lektüre. Darunter befand sich jedoch neben Mathematikbüchern auch Literatur aus der Philosophie, genauer über philosophische Gedankenexperimente.

    Sofort faszinierte mich die philosophische Denkweise, die der der Mathematik nicht unähnlich ist. Die akribische Beweisführung der analytischen Philosophie, die Aussagenlogik des Aristoteles und das Ad-absurdum-führen von moralphilosophischen Konzepten sind nur wenige der unzähligen Parallelen zwischen der Mathematik und der Philosophie. Eignet man sich erstmals diese Denkweise an, wird man sie nie mehr los. Man betrachtet die Welt mit neuen Augen und hinterfragt Dinge, die man sonst nicht hinterfragt hätte. Was bedeutet «gut» oder «schlecht» überhaupt? Wie können wir uns sicher sein, dass wir etwas wissen? Was hat einen intrinsischen Wert? Der Mensch? Die Tiere? Ein Ökosystem?

    In der Philosophie fand ich das Verbindungsstück zwischen all meinen breitgefächerten Interessen. Von den schönen Künsten zu den Geistes- und Sozialwissenschaften bis hin zur Mathematik, alles kann philosophisch betrachtet werden. Deswegen entschied ich mich für nächstes und somit mein letztes Jahr an der Kantonsschule Wettingen für das Ergänzungsfach Philosophie.