Im Jahr 2022 hat eine Projektgruppe ehemaliger und gegenwärtiger Studierender der Philosophie an der Universität Bern ein Pilotprojekt zur Analyse der in der Schweizer Politik verwendeten Argumente gestartet. Die Unterstützungsanträge bei verschiedenen Stiftungen führten jedoch nicht zum erhofften Erfolg, weshalb das Projekt sich momentan in einer Schlafphase befindet und darauf wartet, von neuen Prinzen wachgeküsst zu werden.
Kurzbeschrieb des Projektentwurfs (2022)
Aufgrund der regelmässigen Abstimmungen wird man in der Schweiz fast ohne Unterbruch mit politischen Argumenten konfrontiert, die zur Annahme oder Ablehnung einer Abstimmungsvorlage überzeugen sollen. Jedoch kann die hohe Frequenz von Pro- und Kontra-Argumenten schnell überfordern und die politische Meinungsbildung erschweren.
An diesem Punkt setzt das vorliegende Projekt an. Durch die Analyse häufig wiederkehrender Argumente in der Schweizer Politik soll sowohl die Kompetenz Argumente zu erkennen (bspw. in Meinungsartikeln oder Diskussionsrunden) als auch der kritische Umgang mit ihnen gefördert werden. Beide Aspekte dieses Projekts verfolgen das Ziel, die individuelle Meinungsbildung in Abstimmungen zu unterstützen.
Während es in Form von Faktenchecks und Listen wichtigster Argumente bereits zahlreiche Angebote zum Umgang mit politischen Argumenten gibt, fehlen strukturelle Analysen, die eine eigenständigere Meinungsbildung ermöglichen. Um diese Lücke zu füllen, werden im vorliegenden Projekt die argumentativen Strukturen von verschiedenen Medienbeiträgen herausgearbeitet, wozu die pragma-dialektische Methode der Diskussionsanalyse1 verwendet wird. Die daraus resultierende argumentative Landschaft bildet anschliessend die Grundlage, um Einzelargumente (z.B. die KMUs sind gefährdet) allgemeineren Argumentationsmustern (z.B. Argument von schlechten Konsequenzen) zuzuordnen. Anhand bereits bestehender Analysen häufiger solcher Mustern2 können die Einzelargumente dann kritisch diskutiert werden.
Die Ergebnisse dieses Vorgehens werden hier veröffentlicht und sollen für ein breites Publikum ohne spezifische Vorbildung zugänglich sein. In Zusammenarbeit mit der Plattform argumentation.online, welche didaktisch aufbereitete Argumentrekonstruktionen veröffentlicht, werden wir ausserdem Unterrichtsmaterial bereitstellen.
1 Siehe Frans H. van Eemeren und Rob Grootendorst (2004), A Systematic Theory of Argumentation. The pragma-dialectical approach, Cambridge University Press.
2 Siehe Douglas Walton u. a. (2008), Argumentation Schemes, Cambridge University Press.