Wer wird, von wem, wie und warum in unserer Gesellschaft diskriminiert, ausgegrenzt, oder nicht respektiert? Wie funktionieren Diskriminierungsmechanismen, wie entstehen sie, wie reproduzieren sie sich und mit welchem Machtstrukturen stehen sie in Zusammenhang? Worin besteht der moralische Unwert der Diskriminierung, wie lässt sich dagegen ankommen, wie könnten wir es schaffen, sie zu überwinden? Dies sind philosophisch interessante und gesellschaftlich wichtige Fragen, über die wir uns in überlegter, kontroverser, diverser und diskriminierungsfreier Auseinandersetzung Gedanken machen sollten.
Nicht nur in der Gesellschaft im allgemeinen, sondern auch in der Philosophie als Disziplin werden Diskriminierungsvorwürfe erhoben. Diese hängen oftmals mit den hierarchischen Machtverhältnissen in der akademischen Welt zusammen. Wem wird eine bestimmte Postion geben? Nach welchen Kriterien wird diese Auswahl getroffen? Welche Philosophien finden ihren Weg in den Kanon? Wer entscheidet darüber, was publiziert wird?
Wie jede andere Wissenschaftsdisziplin, Menschengruppe, Institution und Berufsgattung ist die Philosophie moralisch dazu verlichtet, sich mit solchen Vorwürfen auseinanderzusetzen. Zu hoffen ist, dass sie dies, auf reflektierte und auf sachlich argumentative Weise geschieht – dass also eine Philosophie der Diskriminierung über die Diskriminierung (in der Philosophie) etabliert wird.
Neben der nicht-zurückzuweisenden gesellschaftlichen Relevanz, die das Thema der Diskriminierung mit sich bringt, lancierte Philosophie.ch diesen Themenschwerpunkt auch als Reaktion auf einen Diskriminierungsvorwurf gegen das Portal. In der Debatte um die sogenannte „Cancel Culture“ wurde dem Portals vorgeworfen, diskriminierend vorzugehen, da gewisse Postionen kategorisch ausgeschlossen würden. Eine Chronologie der Ereignisse können Sie hier nachlesen, eine Stellungnahme des Geschäftsführers findet hier und die Gegendarstellung von Seiten der betroffenen Mitarbeiterenden findet sich hier.
Ohne die Signifikanz des Beispieles für diese Debatte übertreiben zu wollen, lassen sich einige komplexe Fragestellungen daran ausmachen: Wodurch lassen sich legitime redaktionelle Entscheidungen von diskriminierendem Ausschliessen bestimmter Personen unterscheiden? Was muss gegeben sein, dass tatsächlich von Diskriminierung gesprochen werden kann? Sind beispielsweise Phänomene, die der sogenannten „Cancel Cultre“ zugeschrieben werden, tatsächlich diskriminierend oder doch eine Form des legitimen Protestes von Studierenden in institutionell schwachen Positionen? Was passiert mit dem Begriff der Diskriminierung, wenn er – etwa medial – frei von einer Analyse gesellschaftlicher Machtverhältnisse verwendet wird? Welche Auswirkungen kann dies für Menschen haben, die unter struktureller Diskriminierung und Marginalisierung leiden?
Diskriminierung beschränkt sich allerdings nicht nur auf die publizistische Sphäre, auch wenn ein zentraler Bestandteil diskriminierender Praktiken die Verweigerung einer öffentlichen Stimme darstellt. Sie durchdringt vielmehr die unterschiedlichsten Bereiche des Lebens: von Anstellungsverhältnissen, über die Ausübung kultureller Praktiken, bis hin zu rechtlichen Regulierungen. Gerade diese Multidimensionalität stellt für die reflektierte Auseinandersetzung eine Herausforderung dar, da nur ein differenzierter, konzeptueller Umgang den verschiedenen Bereichen von Diskriminierung gerecht werden kann. Aus diesem Grund widmen sich die hier versammelten Beiträge den verschiedensten Formen der Diskriminierung, die sowohl innerhalb der Disziplin Philosophie, wie auch in der Gesellschaft im allgemeinen anzutreffen sind.
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