Philosophie aktuell

Die drängenden Fragen der Aktualität

Die drängenden Fragen der Aktualität

    Diesen Monat starten wir mit einem überaus treffenden Zitat des französisch-litauischen Philosophen Emmanuel Lévinas:

    „Die Rückkehr zu den ursprünglichen Themen der Philosophie […] entspringt nicht etwa einer frommen Rückwendung zu irgendeiner „philosophia perennis“ [ewige Philosophie], sondern einer radikalen Aufmerksamkeit für die drängenden Fragen der Aktualität. Die abstrakte Frage nach dem Sinn des Seins als Sein berührt sich ganz selbstverständlich mit den Tagesfragen.“[1]

    Die Themen der Philosophie, so Lévinas, entspringen nicht aus der Annahme, dass es ewige und universale Prinzipien (also eine ewige Wahrheit) gibt, sondern philosophische Fragestellungen entspringen aus der Dringlichkeit der Aktualität, das heißt aus dem Blick in den Alltag, der mit den abstrakten Fragen der Philosophie einher geht.

    Der erste Blick in den Alltag wirft Francesco Donini, in dem er das Gespräch und der Wahrheit zu seinem Beitragsthema macht. In „Ist Dialog ohne Wahrheit möglich?“ untersucht er die Notwendigkeit des Dialoges und die Pflicht, den Standpunkt des Anderen zu verstehen. Konkret analysiert er dabei die Situation der Interkulturalität und die durch den Kulturrelativismus vertretene These, dass in solchen Situationen der Interkulturalität „das Kriterium Wahrheit“ abwesend sei. Welche Auswirkungen hat dies auf ein Gespräch? Wie handhaben wir Meinungsverschiedenheiten?

    Die drei weiteren Beiträge im Juli thematisieren Tagesfragen rund um unsere fortgeschrittene Technik und Technologie.

    Janina Loh analysiert in „Transhumanismus, Technologischer Posthumanismus, Kritischer Posthumanismus“ beispielsweise das Enhancement-Problem (also Probleme rund um die Verbesserung der Fähigkeiten der Menschen) und fragt dabei, was bzw. welche Verbesserungen denn wünschenswert sein könnten.

    In „Diskontinuitäten, Brüche, Möglichkeiten“ widmet sich Ulrike Ramming dem Internet. Was kann es heißen, das Internet als Dispositiv zu verstehen? Dabei geht sie auf Foucaults Konzept des Dispositivs ein und analysiert das Medium „Internet“ kritisch.

    Um die Problematik zwischen Mensch und Maschine – und der räumlichen Schnittstelle dazwischen, dem „Interface“, geht es in „Verstehen und Gestalten" von Kevin Liggieri. Er versucht in seinem Blogbeitrag zu erfassen, was das intuitive Verstehen von Interfaces bedeutet.

    Als Highlight im Monat Juli gibt es neu auf dem Portal auch noch den thematischen Rundgang Wahrheit zu entdecken, der uns verschiedenste Aspekte von Wahrheit näher bringt und uns auf einen digitalen Spaziergang zur Wahrheit mit nimmt.

     


    Mehr zu:

    Philosophia Perennis:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophia_perennis

    Enhancement:
    http://www.zora.uzh.ch/id/eprint/68463/4/Human_Enhancement_d.pdf

    Dispositiv:
    http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/littheo/glossar/dispositiv.html

    Interface:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Schnittstelle



    [1] Emmanuel Lévinas „Zwischen uns. Versuche über das Denken an den Anderen“, S. 12-13