Lesung/Diskussion mit Franziska Schutzbach

Franziska Schutzbach liest aus ihrem Buch Die Erschöpfung der Frauen

«Die Erschöpfung der Frauen» am 16. September in der Hornburg zu Schaffhausen.

Sie würden jede Woche an einen Abend gemeinsam in die Bar gehen, sagte kürzliche ihr Partner sinngemäss in einem Radiointerview. Dies sei so etwas wie eine Versicherung ihrer Beziehung, insbesondere wenn mit Kindern, Karriere und Krisen überall die Rushhour des Lebens um einen tobte – so interpretierte ich damals die weisen Worte am Radio.

Kurz darauf kam Franziska Schutzbach zu Besuch nach Schaffhausen. Eine Dame mit Weisheit, Lebenserfahrung und eigenen Verletzlichkeiten, wie mir scheint. Authentisch und bestrebt zugleich, mit ihrem Schaffen Wirkung und Fortschritt zu erzeugen. Vor kleinem Publikum las Franziska vor aus ihrem Buch «Die Erschöpfung der Frauen. Wider die weibliche Verfügbarkeit», das 2021 erschienen ist und rasch auf der Schweizer Bestsellerliste landete.

Es geht um kulturell verwurzelte Selbstverständlichkeiten der Verfügbarkeit, das dem weiblichen Geschlecht anhängt. Um die Rollentransformation der Frauen in unseren Breitengraden. Die Kombination von Sorge um Haus und Hof, Familienmanagement und Karriere, Beziehungspflege und Partnerschaft, Körperlichkeit und Unabhängigkeit. Ein riesiges Thema unserer Zeit!

Für mich bleibt die Frage, ob diese Erschöpfung tatsächlich geschlechtsspezifisch thematisiert werden sollte. Oder sind wir alle durch den Kapitalismus erschöpft, weil er die Produktion in den Mittelpunkt stellt und die Reproduktion, wer auch immer sich darum kümmert, nur der Produktion dient? Die Fortpflanzung des Menschen hat damit ihren Eigenwert verloren, es geht um den Erhalt des Menschen als produktive Arbeitskraft. Das könnte die Schieflage im Kern sein. Soweit die gedanklichen Anregungen einer Freundin, welche mir ihre persönliche Replik auf Schutzbachs Werk zukommen liess, als ich sie zur Veranstaltung nach Schaffhausen eingeladen hatte.

Einige Frauen aus meinem Freundeskreis entscheiden bewusst, eine gewisse Lebensphase der Familie, insbesondere der Betreuung der eigenen Kinder zu widmen. Was würde Franziska Schutzbach über die Haus- und Familienfrauen sagen? Würde sie sie als Feministin in die Produktionsarbeit treiben wollen und damit die Entwertung der Reproduktionsarbeit reproduzierten? Oder meint der Feminismus, dass die Frau durch die Angleichung an den Mann emanzipiert würde?

Nach der Diskussion im Plenum sassen wir noch zusammen, draussen bei einem Glas Wein in der lauen Sommernacht. Ich versuchte Franziska das Thema ihres nächsten Werkes zu entlocken, vergeblich. Hoffentlich handelt es um eine ebenso weise Auseinandersetzung mit dem bekannten Sprichwort «Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen» – um Bildung im umfassenden Sinne zur Lösung der paar grössten Herausforderungen unserer Zeit.