Was machen Philosophinnen und Philosophen nach ihrem Studium? Absolventinnen und Absolventen erzählen:

Corinne Heitz: Heilpraktikerin und Verlegerin

Im Berufsleben, heute wie damals, gilt eine Philosophie-Studium als, die Hohe Kunst des Denkens, ob dieses Denken dann praktisch oder nur theoretisch ist, liegt im Ermessen der Umsetzung der persönlichen Fähigkeiten.

    Corinne Heitz

    Heute bin ich Heilpraktikerin und Verlegerin, natürlich auch Philosophin. Seit 1985 selbständig erwerbend.

    Das Philosophiestudium hatte mir ausserordentlich geholfen auf meinem Lebensweg.

    Da ich im Hauptfach Kunstgeschichte studiert hatte, suchte ich zunächst mein Glück in einem renommierten Auktionshaus.
    Nach 6 Monaten wurde ich von einer grossen Bank abgeworben. In der Annahme, das jemand mit einem philosophischen Hintergrund, denken und Zusammenhänge erkennen kann, bekam ich einen befristeten Auftrag, die Handbücher des Rechenzentrums komplett zu erarbeiten und neu zu schreiben.

    Damals gab es noch keine InformatikerInnen, deshalb wurden Menschen gesucht, welche analytisch, deduktiv und in Zusammenhängen denken konnten.
    Ich wurde schnell weiter ausgebildet (on the Job) am Ende nach 14 Jahren Tätigkeit war ich Systemprogrammiererin und schrieb Konzepte für die Generaldirektion.

    Da es mich aber schon immer zur Heilkunde hinzog, absolvierte ich parallel eine Ausbildung zur Heilpraktikerin in Deutschland.
    Weil ich eben denken und lernen konnte, machte ich dies im Fernstudium, die Prüfung bestand ich im 2. Anlauf, weil sie schwer ist.

    Nach fast 20 Jahren eigener Praxis, habe ich, was ich begonnen habe, vollendet. Während ca. 10 Jahren schrieb ich an meiner Dissertation in Philosophie und Medizin, mein Fachwissen und das analytische Denkvermögen, gaben mir die Möglichkeit, im philosophisch-medizinischen Kontext eine Doktorarbeit über den "Begriff der Gesundheit" zu schreiben. Während dieser Zeit war ich Präsidentin eine Fachvereinigung (Immunologie) und schrieb ein Fachbuch.

    Da ich die Doktor-Arbeit publizieren wollte, und alle Wege etwas schwierig waren, gründete ich gleich meinen eigenen Verlag www.zwei-wölfe.ch ; dies auch mit der Absicht, Kollegen und Kolleginnen die Möglichkeit zur Publikation von sowohl Philosophie, wie auch alternativ-medizinische Fachliteratur zu bieten.

    - Welche Aufgaben müssen Sie bewältigen?

    Alles, was eine eigene Firma, im juristischen, administrativen und finanziellen Bereich leisten muss sowie natürlich entsprechendes Fachwissen, um auch bei den PatientInnen erfolgreich zu sein.

    - Hilft Ihnen das Philosophiestudium, diese Aufgaben zu bewältigen?

    Durchaus! Da ich mich bereits bei der Bank mit "Vernetztem Denken" auseinander gesetzt hatte, und Mitarbeiter-Richtlinien (Konzepte) erarbeitet hatte, und EDV nichts anderes als ein grosses Netzwerk ist, war es für mich auch leicht, die Funktion des Immunsystems in seiner Komplexität zu verstehen. Ich gab 10 Jahre lang Kurse für Ärzte, da zeigte sich erneut, dass Netzwerk-Denken keine einfache und für Ungeübte auch eine schwierige Sache ist.

    Wichtig ist ja auch deduktives Denken, das Erkennen von Zusammenhängen, das schnelle Erfassen von Fakten und nicht zuletzt die Fähigkeit zu entscheiden.
    Inwieweit dies alles in einem Philosophie-Studium erlernbar ist, weiss ich nicht, jedoch sind es vielleicht diese gegeben Fähigkeiten, die einem überhaupt erst zu einem Philosophiestudium veranlassen?

    Im Berufsleben, heute wie damals, gilt eine Philosophie-Studium als, die Hohe Kunst des Denkens, ob dieses Denken dann praktisch oder nur theoretisch ist, liegt im Ermessen der Umsetzung der persönlichen Fähigkeiten.
    Es gibt zwar heute studierte Informatiker und es gibt auch Mathematiker und Statistiker, um jedoch die richtigen Schlüsse aus allem zu ziehen, bedarf es der PhilosophInnen. Ist doch jede Wissenschaft immer auf ihre eigene Definition angewiesen, d.h. Wissenschaftstheorie ist Philosophie!