Lotta Suter
Mein Name ist Lotta Suter. Ich habe 1978 an der Universität Zürich mein Studium - Hauptfach Philosophie (Nebenfächer Publizistik und Politologie) - mit einem Lizentiat abgeschlossen. Schon vor dem Studium jobbte ich bei Zeitungen als Aushilfsredaktorin und Reporterin. An der Uni hätte ich mich gerne dem Grenzgebiet von Philosophie und Mathematik, zum Beispiel Kybernetik, zugewandt, doch das war damals organisatorisch an der Uni Zürich nicht zu bewältigen, jedenfalls für mich nicht. Die Professoren fanden die Idee gut, halfen aber auch nicht weiter.
Ich entschloss mich dann ganz für die Philosophie, mit Schwerpunkt politische und Sprachphilosophie. Dabei interessierte mich das – noch ziemlich frauenfeindliche und ausgesprochen vergangenheitsorientierte– akademische Berufsfeld nicht so sehr. Ich konnte nicht verstehen, wieso jede Art von Alltagsbezug der Philosophie an der Universität mit so viel Verachtung gestraft wurde.
Ich selber schätzte bei meiner arbeitsintensiven Tätigkeit beim Zürcher Student (wie die Zeitung in den 1970er Jahren hiess) und in der gesamtschweizerischen Monatszeitung „das konzept“ die Denkschule, die ich im Fach Philosophie erhielt. Ich fand die Kenntnis von und die Erfahrung mit ganz verschiedenen Denkmodellen bei der journalistischen Arbeit sehr wertvoll. Man könnte das gewissermassen mit der Ausbildung einer Kamerafrau oder eines Kameramannes vergleichen, die lernen ihr Objekt von nah oder fern, aus verschiedenen Winkeln und in unterschiedlicher Beleuchtung zu sehen und darzustellen.
Im Lauf der Jahre habe ich mich als Schreibende in sehr viele unterschiedliche Fachgebiete einarbeiten müssen. Dabei hat mir die philosophische Grundausbildung geholfen, Zusammenhänge und grössere Bögen aber auch ethische Grundlinien zu erkennen – ohne das Detail zu vernachlässigen.
Ich bin aufgrund eines begabten Mittelschullehrers mehr oder weniger naiv zur Philosophie gestossen, habe die Wahl aber nie bereut. Für das Schreiben kann ich mir kein besseres Studium vorstellen.